Carina Herring
Kooperations(T)räume
Carina Herring

Kooperations(T)räume

Ein Gespräch mit Silke Edelhoff

Kurzbeschreibung

Workshop 7: Kooperations(T)räume. Künstlerischer Workshop zum Thema Kooperation Kooperationen brauchen Räume – Spielräume im übertragenen Sinne –, aber auch konkrete Orte und Zeiten, in denen sie entstehen und gedeihen können. In dem Workshop soll ein gemeinsamer Kooperations(T)raum entstehen – räumlich-physisch ebenso wie assoziativ. Mithilfe verschiedener künstlerischer Mittel – beispielsweise Wahrnehmungsübungen, Collagen und Installationen – werden wir eigene Erfahrungen, Gelingensbedingungen und Hemmnisse in Kooperationen erforschen und unseren Kooperations(T)raum gestalten.

Carina Herring: Silke, du bist Stadtplanerin und setzt dich in deiner Arbeit beim JAS e.V. und dem JAS Werk in Hamburg1 mit partizipativen Planungsprozessen und baukultureller Bildung auseinander. Zur Halbzeittagung der Kulturagenten warst du eingeladen, um künstlerisch zum Thema Kooperation zu arbeiten. Zwei Aspekte waren dir dabei besonders wichtig: ein "konkret" räumlicher und ein "abstrakter", der Träume, Wünsche und Hoffnung umkreist. Wie seid ihr in einen künstlerischen Prozess eingestiegen? Hast du zu Beginn Handlungsanweisungen gegeben?

Foto: Roland Baege/Forum K&B

Silke Edelhoff: Ich habe mit einer Irritation begonnen: Ich hatte unseren Workshopraum frontal bestuhlt, wie für einen Vortrag – also eine räumliche Anordnung, die wenig mit Kooperation zu tun hat, sondern eher mit der eindimensionalen Wissensvermittlung von einem "Wissenden" zu "Unwissenden". So war der Einstieg ins Thema unmittelbar spürbar und wurde nicht nur über Worte vermittelt. Nach dieser ersten Irritation, einem gemeinsamen Umbau des Workshopsettings, einer kurzen Vorstellungsrunde und einer Einführung zum Thema Kooperation sind wir mit der ersten Handlungsanweisung gestartet. Die Teilnehmerinnen sollten sich in Teams zusammenschließen und spontan einen Ort suchen, der besonders zur Kooperation einlädt oder der – im Gegenteil – ein kooperatives Arbeiten erschwert. Diesen Ort sollten sie atmosphärisch erkunden, das heißt ihr subjektives Empfinden und ihre Sinneseindrücke sammeln. Zurück am Workshoport ging es dann darum, die Eindrücke gemeinsam in eine "atmosphärische Collage" umzusetzen. Dafür konnten sich die Teilnehmerinnen aus meinem "atmosphärischen Koffer" bedienen, der Bilder, Postkarten, verschiedene Materialproben, kleine Gegenstände, buntes Papier und Stoffe enthielt, die beliebig zu Collagen zusammengefügt werden können.

Das Ziel des Workshops war die sinnliche Erforschung von "Kooperationen". Wie seid ihr dabei vorgegangen?

Das Thema wurde durch die Übungen auf zweierlei Weise erforscht: zum einen durch das gemeinsame, kooperative Handeln in der Ortserkundung, die Erstellung der Collage und die Diskussion über die Ergebnisse mit allen Teilnehmerinnen. Zum anderen haben wir die Thematik inhaltlich erforscht über die Reflexion, welche Räume warum zur Kooperation einladen, welche räumlichen Settings eher dagegenwirken können – und wo es Unterschiede in den Empfindungen und Bewertungen der Teilnehmerinnen gab. Beide Zugänge wurden dann in einer weiteren künstlerischen Aufgabe vertieft: Alle Teilnehmerinnen sollten zusammen an einem geeigneten Ort ihren "Kooperations(T)raum gestalten. Dafür standen einfache Materialien zur Verfügung – farbiges Tape, Papier, Folien.

Foto: Roland Baege/Forum K&B

Welche Erfahrungen haben die Teilnehmerinnen gemacht? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

In der Reflexion zum Abschluss des Workshops wurde deutlich, dass die Teilnehmerinnen vor allem das bewusste Wahrnehmen von Räumen und ihrer Atmosphäre sowie das gemeinsame Forschen und Gestalten als sehr bereichernd empfanden – gerade auch dann, wenn unterschiedliche Wahrnehmungen und Ideen aufeinandertrafen und eine Auseinandersetzung über verschiedene Sichtweisen und Handlungsansätze zu ein und demselben Thema in Gang kam. Gleichzeitig erfuhren sie das Gestalten als "handelnde Reflexion" darüber, wie sie sich selbst in Kooperationen erleben – beispielsweise forsch und zielstrebig oder eher zurückhaltend. Für mich war es besonders spannend zu sehen, wie schnell aus den Einzelnen einen Team wurde, das zusammen eine Idee umsetzt, und wie sich jede einen Part in der Gestaltung einer Gesamtinstallation suchte.

Die Idee der Workshopteilnehmerinnen, andere mit ihrem "Kooperations(T)raum" zum Nachdenken über Kooperation und zum Mitnehmen von Ideen einzuladen, hat nicht so recht funktioniert und ging im Gesamtgeschehen der Tagung unter. Vermutlich hätte es dazu mehr Zeit und Möglichkeiten zum Austausch über die "Installation" gebraucht.

Seid ihr am Ende des Workshops zur Gestaltung eines Traums gekommen, gar zur Formulierung einer Utopie?

In der oben beschriebenen Installation haben die Teilnehmerinnen tatsächlich ihren Traum oder Wunsch an Kooperationen und Räume verdeutlicht. Bemerkenswert dabei war, dass es sich nicht um eine fertig gestaltete Installation handelte, sondern eher um eine offene Aufforderung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, eigene Wünsche zu formulieren und Ideen mitzunehmen, also einen Raum zu öffnen, in dem sich Utopien entwickeln können.

1 JAS e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der baukulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Das JAS WERK ist die Hamburger Dependance des Vereins. Mit seinen Aktivitäten möchten JAS e.V. und JAS WERK junge Menschen anregen, Architektur, Design, Stadt und Landschaft – die gestaltete Lebensumwelt – mit allen Sinnen wahrzunehmen, neu zu entdecken und mitzugestalten. Ziel ist es, Kindern einen verantwortungsvollen und kreativen Umgang mit unterschiedlichen Räumen zu vermitteln. http://www.jugend-architektur-stadt.de [11.06.2014].