Kristin Bäßler
Irritierend, überraschend - Das LWL Museum für Kunst und Kultur in Münster
Kristin Bäßler

Irritierend, überraschend - Das LWL Museum für Kunst und Kultur in Münster

Ein E-Mail-Interview mit dem Direktor des LWL Museums für Kunst und Kultur in Münster, Hermann Arnhold

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Kristin Bäßler: Im September 2013 wurde der Neubau des LWL-Museums für Kunst und Kultur eröffnet. Was sollen die Besucherinnen und Besucher in Ihrem Haus erleben und vielleicht sogar lernen?

Hermann Arnhold: Die Besucherinnen und Besucher sollen Kunst erleben, neue Räume mit einer spannenden Architektur sehen. Sie sollen in diesem Museum verführt werden, begreifen, dass Kunst auch etwas mit Genuss und Lust zu tun hat. Bei einem Besuch in unserem Museum lernt man nicht nur viele unterschiedliche Kunstwerke aus allen Epochen kennen, sondern auch die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens, die Geschichte der Wiedertäufer, der Künstlergemeinschaft "die Brücke", der westfälischen Klöster und viele andere Geschichten, die wir mit den Kunstwerken erzählen.

Um diese Themen zu vermitteln, braucht es sicher spezielle Formate. Wie erreichen Sie insbesondere Kinder und Jugendliche?

Über den Grüffelo! Der Grüffelo ist ein Monster, das einem im ersten Augenblick Angst einjagt. Wenn man ihn allerdings näher kennenlernt, haben die großen leuchtenden Augen, die großen Zähne und das drachenartige Aussehen plötzlich etwas sehr Warmherziges, obwohl man ihm eigentlich nachts nicht begegnen möchte. Wer ihn besser kennt, möchte gern ein wenig Zeit mit ihm verbringen. In der Ausstellung "Sag, was ist das für ein Tier?", in der es um den Grüffelo von Axel Scheffler und andere Kinderbuchillustrationen geht, holen wir die Kinder bei Geschichten und bei Bildern ab, die sie viel besser kennen als die Erwachsenen, und machen ihnen Geschmack und Lust darauf, das Museum neu zu entdecken. Um die Jugendlichen zu erreichen, bieten sich Formate wie beispielsweise die Studentennacht an, die eine Kombination aus Kunst, Kultur, Geschichtenerzählen und Event darstellen. Hauptsächlich geht es um neue ungewöhnliche Formate, mit denen wir die Anziehungskraft des Hauses erzeugen wollen.

Projekt "mapping museum // das lauschen der wände" des Schulnetzwerks Münster in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur
Foto: Yara Hackstein

Wo sehen Sie besondere Herausforderungen im Erreichen neuer Zielgruppen?

Wir befinden uns im Zeitalter der Digitalisierung. Allerdings muss das Museum seinen Kern und seine Seele behalten. Das ist sicherlich die Faszination durch die Originale, die historischen Objekte und Kunstwerke, die Geschichten erzählen. Die größte Herausforderung ist, dass wir diese Geschichten ganz neu erzählen und uns zu einem großen Teil neu erfinden müssen. Wir dürfen uns nicht mehr vermufft, elitär und verschlossen zeigen, sondern ungewohnt, vielleicht auch irritierend, überraschend, in jeder Hinsicht aber attraktiv und frisch. Das können wir nur mit neuen Formaten.

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur kooperiert schon seit einiger Zeit mit dem Kulturagentenprogramm beziehungsweise mit der Kulturagentin Yara Hackstein und ihren Schulen. Welchen Mehrwert sehen Sie in der Zusammenarbeit?

Es geht hier um sehr kreative Kulturpartnerschaften, für die die Kulturagentinnen und Kulturagenten ein gutes Beispiel sind. Durch solche Kooperationen erzeugen wir einen Mehrwert, um mit Crossover-Veranstaltungen – in der Verbindung von Bildender Kunst mit Theater, Musik, Tanz, Literatur – noch attraktiver zu werden. Außerdem geht es darum, Jugendliche unterschiedlicher sozialer Gruppen in das Haus einzuladen und so zum Beispiel auch Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Förderschulen für Kunst zu begeistern.

Haben Kulturpartnerschaften mit Schulen Einfluss auf Ihre institutionelle Arbeit?

In Zukunft wollen wir ganz bewusst mit unseren Partnern Formate entwickeln, die Menschen nicht nur aus unserem direkten Umfeld am Prinzipalmarkt im Stadtzentrum ansprechen, sondern auch in angrenzenden Stadtteilen wie Coerde, Kinderhaus oder Hiltrup. Außerdem steht in Zukunft die Entwicklung von Formaten für Kinder mit Migrationshintergrund auf dem Programm.

Abschließende Frage: Was muss eine Kulturinstitution tun, um für die Menschen der Stadt/der Region auch zukünftig interessant zu sein?

Im Kern müssen wir das Versprechen einlösen, das wir zur Neueröffnung unseres Hauses gegeben haben, nämlich lebendig und kreativ mit unserer Sammlung umzugehen. Das werden wir tun, indem wir in regelmäßigen Abständen neue Werke zeigen, die sich in unserer Sammlung befinden, und damit neue Geschichten erzählen. Wir wollen außerdem Künstlerinnen und Künstler einladen, unsere Sammlungsräume zu gestalten, und in Verbindung damit natürlich auch attraktive internationale Kunstausstellungen in Münster zeigen. Eine große Rolle spielen in diesem Zusammenhang auch die Kulturprogramme (Konzerte, Abendveranstaltungen) und die Kunstvermittlung.

Vielen Dank für das Gespräch!