
2. Akademiemodul: Über mögliche Zusammenhänge von Kunst, Kultur und Bildung
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Materialien zur Akademie
Vorträge und Workshops zum Schwepunktthema
Projektebasar / Beispiele aus der künstlerischen Praxis
Praxisreflexion: Tischwerkstätten aus der Erhebungsphase
Außerschulische Partner / Kulturinstitutionen
Im zweiten Akademiemodul wurde der Überschneidungsbereich in den Blick genommen, in dem die KulturagentInnen verortet sind: Die Schnittstelle zwischen Kunst, Kultur und Bildung. Aber was verstehen die verschiedenen AkteurInnen eigentlich unter diesen Begriffen? Die Bedeutungsvielfalt der Begriffe ist in diesem Feld an Schulen, Kulturinstitutionen, Kunstorten, bei Kunstschaffenden und AkteurInnen der kulturellen Bildung besonders groß. Hier stößt die Vielfalt wissenschaftlicher Kunst-, Kultur- und Bildungsbegriffe auf den alltäglichen Sprachgebrauch, in dem sie meist ohne feste Bestimmung bleiben, aber dennoch die Projektabläufe stark mitkonstituieren. Eine frühe Verständigung der verschiedenen AkteurInnen in Projekten kultureller Bildung über die unterschiedliche Verwendung der Begriffe und ihre jeweilige Bedeutung in den unterschiedlichen Disziplinen (z.B. in der Anthropologie, Ethnologie, Kunst- und Kulturwissenschaft, Soziologie, Religions- oder Erziehungswissenschaft) ist daher unabdingbar. Nur auf dieser Basis lässt sich über die Bedeutung von Kunst als einem konstituierenden Element jeder Bildungsprozesse sprechen, oder beispielsweise Schule als kulturelles Zentrum etablieren, wobei dann auch alle Beteiligten wissen, was damit eigentlich gewollt wird. Es war deshalb wichtig, zu einem frühen Zeitpunkt im Kulturagentenprogramm einen Diskurs zu diesen für die Arbeit wichtigen Begriffen in der Akademie zu führen.
Um in das Schwerpunktthema der Woche "Über mögliche Zusammenhänge von Kunst, Kultur und Bildung" einzustimmen und die persönlichen Begriffszugänge und -verständnisse der KulturagentInnen herauszuarbeiten, bekamen sie im Vorfeld der Akademie, quasi als "Hausaufgabe", folgenden Reflexionsauftrag:
- Zu Kunst-, Kultur- und Bildungsbegriffen: Was verstehe ich unter Kunst/ Kultur/Bildung? Was meine ich, wenn ich Kunst/Kultur/Bildung sage?
- Zum Rollenverständnis: Wer bin ich als KulturagentIn? Was mache ich?/ Wer bin ich nicht? Was mache ich nicht?
- Zu Qualitätskriterien: Was zeichnet in meinen Augen ein gutes künstlerisches Projekt an/mit Schule(n) aus?
Eine Zusammenstellung der Antworten wurde am Veranstaltungsort ausgehängt und als Diskussionsgrundlage für die Arbeit im zweiten überregionalen Akademiemodul sowie für die fortlaufende Diskussion genutzt.
Prof. Dr. Birgit Mandel von der Universität Hildesheim hielt einen Vortrag über "kulturpolitische Hintergründe und Konsequenzen für die Kulturvermittlung", in dem sie unterstrich, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten in Sachen Kulturförderung sehr gut aufgestellt sei, die Kulturvermittlung aber vielerorts immer noch eine eher untergeordnete Rolle spiele. Daher seien Programme wie "Kulturagenten für kreative Schulen" wichtig, um die strukturelle Zusammenarbeit von Schulen und Kulturinstitutionen und damit die Vermittlung von Kunst in Schulen zu fördern. Ihr Vortrag mündete in der Benennung möglicher Aufgabenfelder für das "Berufsbild Kulturagent" sowie im Vorschlag verschiedener Rollenmodelle, wie zum Beispiel den Kulturvermittler, -pädagoge, -manager oder auch den Künstler. Die Akademieleiterin Constanze Eckert stellte im Anschluss ergänzend das Rollenmodell des Intermediärs als Schnittstellenakteur zwischen verschiedenen Systemen vor.
Aufbauend auf den vorgeschlagenen Rollenmodellen und der Option, noch weitere Modelle hinzuzufügen, tauschten sich die KulturagentInnen in einem Worldcafé zum Berufsbild "Kulturagent" über folgende Fragen aus:
- Welchen Anteil habe ich als KulturagentIn in den jeweiligen Aufgabenfeldern/Rollen?
- Was genau mache ich in den jeweiligen Aufgabenfeldern/Rollen?
- Was brauche ich, um mich als KulturagentIn in den jeweiligen Aufgabenfeldern/Rollen gut bewegen zu können?
Prof. Carmen Mörsch von der Zürcher Hochschule der Künste sprach über Legitimationsstrategien für die kulturelle Bildung. In ihrem Vortrag "Glatt und widerborstig: Begründungsstrategien für die Künste in der Bildung" skizzierte sie politische Argumentationslinien für die Förderung von kultureller Bildung und verwies auf die Notwendigkeit, freie Räume für die Auseinandersetzung mit den Künsten zu schaffen. In der anschließenden Textarbeit unter dem Titel "Text querlesen" arbeiteten die KulturagentInnen in kleinen Gruppen ihre eigene Lesart des Vortragtexts mittels Scheren und Textmarkern heraus und erzeugten so neue Sinnzusammenhänge, die sie untereinander und mit Carmen Mörsch diskutierten.
Format "Andere Programme"
Im Format "Andere Programme", bei dem es um die Verortung des Kulturagentenprogramms in der Modellprogrammlandschaft ging, stellte Paul Collard, Geschäftsführer von Creativity, Culture and Education (CCE), den KulturagentInnen das britische Programm "Creative Partnerships" vor, das seit 2002 flächendeckend in ca. 2.500 englischen Schulen mit sogenannten Creative Agents mehr als 8.000 künstlerische Projekte ins Leben gerufen hat. In zwei aufeinander folgenden Workshops schöpfte er aus der Expertise des Programms und arbeitete in der Akademie zu den Themen "Assessing Quality – Establishing Frameworks" und "Defining Creativity – Language and Evaluation", in denen die Zusammenarbeit zwischen den KulturagentInnen mit den Schulen behandelt und Räume der Kreativität in Schule beleuchtet wurden.
Format "außerschulische Partner"
Im Format "außerschulische Partner" besuchte die Akademie das Internationale JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische27 in Berlin-Kreuzberg, das in eindrücklicher Weise seit vielen Jahren an der Schnittstelle von Kunst und Bildung agiert. Hier konnten die KulturagentInnen den konzeptuellen Ansatz und die Arbeit des Hauses vor allem auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Schulen kennenlernen, die Bedingungen für gute Zusammenarbeit diskutieren und über mögliche Aufgaben und Rollen für KulturagentInnen in einem solchen Setting nachdenken.
Format "Projektebasar"
Einblicke in künstlerisch-edukative Projekte mit Kindern und Jugendlichen erhielten die KulturagentInnen im Format "Projektebasar" durch Impulsreferate der KünstlerInnen Adam Page und Eva Hertzsch, Stephan Kurr, Jessica Waldera und Silke Riechert, die von ihren Projekten zum Thema "Raum" an und mit Schulen berichteten. An der Gestaltung des Schulraums wird Schulkultur besonders deutlich insbesondere durch die Beteiligungsmöglichkeiten der SchülerInnen. In vier parallelen Tischwerkstätten beziehungsweise Workshops hatten die KulturagentInnen die Gelegenheit, die jeweiligen künstlerischen Strategien näher kennenzulernen und die Ansätze in Bezug auf die Zusammenhänge von Kunst, Kultur und Bildung zu diskutieren.
Format "Praxisreflexion"
In fünf parallelen Tischwerkstätten zu Strategien und Praxisbeispielen aus der Erhebungsphase ging es wiederum um Einblicke in die Kulturagentenpraxis. Die Inputgebenden KulturagentInnen definierten hier selbst ihre Bedarfe an die jeweilige Gruppe: ob es ihnen eher darum ging, Denkmodelle vorzustellen und zu diskutieren, einen Erfahrungsraum zu öffnen, Anregungen zu geben oder zu erhalten beziehungsweise kollegialen Rat und Feedback einzuholen. Jede Gruppe war aufgefordert, die aus der Gruppenarbeit generierten zentralen Überlegungen und Erkenntnisse aus der Erhebungsphase für die KollegInnen aus den anderen Gruppen festzuhalten.
Foto: Forum K&B
Ebenfalls im Format "Praxisreflexion" gab Sybille Linke, Programmleitende Geschäftsführerin, eine Einführung in den sogenannten Kulturfahrplan. Der Kulturfahrplan ist ein zentrales Instrument im Kulturagentenprogramm, das die Schulen gemeinsam mit den KulturagentInnen entwickeln sollten. Sie regte zunächst ein erstes visuelles Brainstorming als Annäherung zur Erstellung eines solchen Kulturfahrplans an und nutzte dazu die Metapher einer Busfahrt: Was sind die Haltestellen, Stationen? Wer fährt mit? Wer steigt wo ein? Wer lenkt den Bus? Wer steigt aus? Was ist das Ziel? Dies waren die Fragestellungen, die den anschließenden Arbeitsgruppen zur Visualisierung der ersten Überlegungen gestellt wurden.
Constanze Eckert