
7. Akademiemodul: Reflexion
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Materialien zur Akademie
Praxisreflexion: Tischwerkstätten zu Texten von AkademiereferentInnen
Künstlerische Reflexionsworkshops
Graphic Recording zur Akademie
Wichtiger Bestandteil der Akademie war es, die Reflexion der praktischen Arbeit sowie die Unterstützung der KulturagentInnen als forschende Praktiker zu ermöglichen. Sie sollte für die KulturagentInnen ein Ort der inhaltlichen Vertiefung und Kontextualisierung ihrer Arbeit sein und ihnen Raum geben, die Komplexität ihres Arbeitsfeldes zu erfassen und kritisch zu reflektieren.
Diesem Anspruch wurde mit dem 7. überregionalen Fortbildungsmodul im Rahmen der Akademie Rechnung getragen, indem es besonders viel Raum für individuelle und gemeinschaftliche Reflexionsprozesse gab. In der Praxis bleibt oft nicht die Möglichkeit zur systematischen Reflexion, weil aufgrund der vielschichtigen Arbeitsstrukturen und der täglichen Herausforderungen nicht genügend Zeit und Platz vorhanden sind beziehungsweise die Prioritäten anders gesetzt werden. In einer Art "Metareflexion" wurde deshalb die Bedeutung von Reflexion und Reflexivität für die Professionalität und Qualität der Arbeit an der Schnittstelle von Kunst und Bildung in den Blick genommen.
Die 7. Akademiewoche fand in ländlicher Umgebung statt. Auf Gut Frohberg in Sachsen konnten die KulturagentInnen das Schwerpunktthema "Reflexion" in entspannter und konzentrierter Atmosphäre bearbeiten. Es gab ausreichend Raum um im Abstand zu ihrem Arbeitsalltag über die komplexen Zusammenhänge in ihrer Berufspraxis zu reflektieren, innezuhalten und in Ruhe die Strukturen, Prozesse sowie Arbeitsweisen beziehungsweise Methoden zu betrachten. Daran konnte die Überlegung anschließen, welche Erkenntnisse zu ziehen und wie diese in die weitere Arbeit zu integrieren sind.
Zur Unterstützung einer forschenden Haltung gegenüber ihrem aktuellen Tun wurde im letzten Programmjahr die Durchführung eines Praxisforschungsprojekts als Qualifizierungsbaustein eingeführt. Die KulturagentInnen sollten Ansatz, Methoden und Herangehensweisen der Aktions- beziehungsweise Praxisforschung kennenlernen und an einem konkreten Beispiel aus ihrer Praxis erproben. Dazu sollten sie ein eigenes kleines Forschungsvorhaben entwickeln und umsetzen (von der Entwicklung einer Forschungsfrage über die Datenerhebung und -auswertung bis hin zur Präsentation). Die systematische Betrachtung einzelner, spezifischer Aspekte aus ihrer Kulturagentenpraxis sollte sowohl zur Weiterentwicklung ihrer Praxis und zur eigenen Professionalisierung beitragen als auch ein reflektiertes Nachdenken und Darstellen dieser Praxis nach Außen stärken.
Gleich zu Beginn der Akademiewoche führte Anna Chrusciel (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Art Education der Zürcher Hochschule der Künste) unter dem Titel "Inspiration Praxisforschung oder Wege zur Überwindung des Theorie-Praxis-Gap" in die Praxisforschung ein. Zudem begleitete sie die Akademie als "Kritische Freundin", mit der die KulturagentInnen ihre Ideen zu Praxisforschungsvorhaben diskutieren konnten und die ihnen Anregungen zur Beforschung der eigenen Praxis gab.
Der Einführung in die Praxisforschung folgte ein Vortrag von Dr. Emily Pringle zur Reflexionskultur in der Tate London. Sie leitet dort den Bereich "Learning Practice and Research" und befasst sich generell mit dem Mehrwert von Praxisreflexion im Feld der Kunstvermittlung sowie der Frage, wie Reflexionsvorhaben in Kulturinstitutionen konzipiert sein müssen, um die Qualität der Museumsarbeit verbessern zu können.
Foto: Forum K&B
Beide Referentinnen begleiteten gemeinsam mit der Akademieleitung Constanze Eckert einen sogenannten Reflexionsparcours. Die KulturagentInnen konnten hier zwischen unterschiedlichen Stationen wählen, um sich intensiv in kleinen Gruppen zu den Themen Werte (Core values), Qualität, Prozesse, Profil Kulturagent, Begriffe und Reflexionsmethoden und -räume auszutauschen.
Mit "Vermittlung, Reflexion, Veränderung" befasste sich wiederum Alexander Henschel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst und visuelle Kultur der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg). Ausgehend von der Frage "Was meinen wir mit Kunstvermittlung?" reflektierte er über Vermittlung als Veränderung, Vermittlung als Reflexion und Reflexion als Veränderung und zeigte in seinem Vortrag auf, wie sich anhand der Reflexion von Begriffen Praxis denken, beobachten und verändern lässt.
Ein Ziel der Akademie war die Verknüpfung der praktischen, alltäglichen Arbeit im Programm mit theoretischen, wissenschaftlichen Diskursen und mit aktuellen kultur- und bildungspolitischen Debatten. In fünf Workshops, konzipiert und angeleitet von einigen KulturagentInnen, wurde besonders intensiv an Theorie-Praxisbezügen gearbeitet. Ausgehend von theoretischen Bezugstexten von Akademiereferenten u.a. auch aus früheren Akademiemodulen – beispielsweise Prof. Carmen Mörsch, Prof. Dr. Paul Mecheril und Prof. Dr. Peter Fauser sowie Dr. Emily Pringle und Alexander Henschel – klopften die KulturagentInnen ihre konkreten Praxisbeispiele auf zentrale Thesen aus den Texten ab. "Distinktionsmaschinen in der Einbahnstraße – Kooperationen von Kultureinrichtungen mit Schulen", "The Value of Reflection"oder "Dominierungsminimierung" lauteten einige Titel der Workshops.
Intensiv wurde in diesem Akademiemodul auch die Abschlusspublikation in den Blick genommen. Die Redaktionsgruppe der Forum K&B stellte den KulturagentInnen das Publikationskonzept vor. Gemeinsam wurden in mehreren parallelen Gruppen einzelne Aspekten weitergedacht, später das Konzept im Plenum eingehend diskutiert und schließlich die konkrete Weiterarbeit verabredet.
Foto: Forum K&B
Die Möglichkeit zur künstlerischen Reflexion bekamen die KulturagentInnen in einem offenen Atelier. Hier konnten sie sich eigenständig und/oder im Rahmen von eigens zu diesem Zweck konzipierten Workshops künstlerisch-reflexiv auf die Suche nach einer Forschungsfrage begeben. Die Workshops wurden von dem Grafiker und Illustrator Christoph Kellner und der Tänzerin und Choreografin Jo Parkes angeleitet. Parkes bot zwei Workshops mit den Titeln an: "Forschend Tanzen" und "Reflexion in Bewegung". Kellner unterstützte die KulturagentInnen bei der Entwicklung einer Forschungsfrage durch "Reflexion mit Visual Recording" und gab ihnen damit ein Reflexionsinstrument an die Hand, das viele KulturagentInnen in ihre Praxis integrierten und dort anwendeten.
Christoph Kellner begleitete darüber hinaus die gesamte Akademie als Graphic Recorder und spiegelte deren Inhalte, Abläufe und Diskussion, indem er sie in einer Art "reflexivem Panorama" visualisierte.
Constanze Eckert