
3. Akademiemodul: Partizipation, Kollaboration und Kooperation in der Kunst
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Materialien zur Akademie
Hausaufgabe: "Praktikum im Alltag eines/r Anderen"
Projektebasar / Beispiele aus der künstlerischen Praxis: Impulsvorträge und Workshops
Praxisreflexion: Tischwerkstätten aus der Konzeptphase
Das 3. Akademiemodul nahm die Rolle der Kunst in der Gesellschaft unter die Lupe. Es wurden künstlerische Ansätze thematisiert, die die BetrachterInnen beteiligen, ihnen eine mitkonstituierende Rolle am Kunstwerk zuerkennen bis hin zu Formen, die das Publikum ins Zentrum rücken und die sich auch ohne KünstlerInnen weiterentwickeln beziehungsweise verselbstständigen. Diese Kunst entsteht in einem interaktiven, gemeinschaftsorientierten Prozess, an dem neben den KünstlerInnen weitere AkteurInnen beteiligt sind. Die Frage hierbei ist, wie emanzipatorisch diese Beteiligung eigentlich ist. Geht es jeweils nur darum, dass möglichst viele mitmachen? Oder greifen die KünstlerInnen die Interessen der am Kunstwerk beteiligten Menschen auf und lassen sie selbst bestimmen? Beteiligen sie sich selbst an den jeweiligen gesellschaftlichen Transformationsprozessen? Was ist dann noch Kunst? Was macht diesen Beteiligungsprozess zu einem künstlerischen?
Weiter wurde gefragt, welche Möglichkeiten und Spannungen sich ergeben, wenn derartige künstlerische Ansätze auf Schule treffen. Auf welchen unterschiedlichen Ebenen finden künstlerische Kooperationen im Schulalltag statt? Wer beteiligt hier eigentlich wen, mit welchem Interesse in welcher Form und in welchem Umfang an was? Was können alle dabei lernen?
Die Künstlerin Susanne Bosch, derzeit Leiterin des Studiengangs "Public Art" in Belfast, befasste sich in ihrem einleitenden Vortrag mit dem Titel: "Können die das nicht alleine? Kunst-Beteiligung, wozu, weshalb, warum?" vor allem mit der Frage, wie politische Umbruchssituationen durch Kunst sichtbar gemacht und gesellschaftliche Veränderungsprozesse angestoßen werden können.
Die Akademieleiterin Constanze Eckert stellte verschiedene künstlerische Positionen als Anregung zur weiteren Diskussion vor. Sie betrachtete künstlerische Strategien unter dem Gesichtspunkt der Beteiligung der BetrachterInnen beziehungsweise des Publikums und beleuchtete unterschiedliche Formen und Grade der Ermöglichung von Partizipation.
Format "Projektebasar"
Im Akademieformat Projektebasar/künstlerische Praxisbeispiele waren die Künstlerinnen Antje Schiffers, Fiona Whelan und Seraphina Lenz, die Choreografin und Tänzerin Constanza Macras sowie das deutsch-englische Performancekollektiv Gob Squad zu Gast. Sie berichteten den KulturagentInnen von ihren künstlerischen Selbstverständnissen und Arbeitsweisen mit interessierten BürgerInnen, NachbarInnen beziehungsweise Kindern und Jugendlichen. In kurzen Impulsvorträgen stellten sie anhand konkreter Projektbeispiele ihre unterschiedlichen Herangehensweisen in der Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Gruppen vor.
Im Anschluss daran wurden in drei parallelen Tischwerkstätten die Ansätze der einzelnen KünstlerInnen eingehender betrachtet und unter mehreren Gesichtspunkten diskutiert sowie die Zusammenarbeit der KünstlerInnen mit Kulturinstitutionen und/oder Schulen in den Blick genommen. Motivationen, Interessen und Bedürfnisse der KünstlerInnen wurden hinsichtlich der kontextuellen Bedingungen beleuchtet.
Sarah Tom und Sharon Smith von Gob Squad führten in einem künstlerischen Workshop einige KulturagentInnen in ihre Methoden zur kollaborativen Erarbeitung von Performances ein. Das Performancekollektiv Gob Squad erarbeitet seine Konzepte für Performances bzw. Videodrehs kollaborativ sowie häufig interaktiv mit dem Publikum. Beispielsweisehaben sie für das Stück "Before Your Very Eyes" mit einer Gruppe von 8- bis 14-Jährigen zusammen gearbeitet, die auf der Bühne ihre Zukunft als Erwachsene imaginierten, und die Texte im Verlauf der Proben zusammen mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Constanza Macras arbeitete in der Akademie tänzerisch mit einer Gruppe von KulturagentInnen und konnte so ansatzweise vermitteln und erfahrbar machen, wie es möglich ist, mit "Tanzlaien" eine hohe künstlerische Qualität auf die Bühne zu bringen.
Format "Andere Programme"
Das Akademieformat "Andere Programme" sollte dazu beitragen, den KulturagentInnen einen Überblick über die Programmlandschaft im Bereich kultureller Bildung und Schule zu verschaffen und ein Lernen aus den Erfahrungen anderer Modellprogramme zu ermöglichen. Im 3. Akademiemodul waren VertreterInnen der Berliner bzw. Brandenburger Programme "TUSCH", "TanzZeit", "ARTuS" sowie "KÜNSTE+SCHULE" zu einem Podiumsgespräch und zu vertiefenden Tischgesprächen eingeladen. Eingeführt wurde der Austausch von Prof. Dr. Ute Pinkert, Professorin am Institut für Theaterpädagogik der Universität der Künste Berlin, die ein Impulsreferat zum Thema "LehrerInnen und KünstlerInnen im Spiegel kultureller Zuschreibungen" hielt. Ute Pinkert unterstrich in ihrem Vortrag, dass Schul- und Kunstsystem vielfach von unterschiedlichen Subjektkonstruktionen ausgehen. In der Zusammenarbeit von Kunst und Schule liege daher die Chance, diese unterschiedlichen Konstruktionen beschreibbar zu machen und produktiv für die künstlerische Arbeit mit SchülerInnen zu nutzen.
Format "Außerschulische Partner"
Im Akademieformat "außerschulische Partner und Kulturinstitutionen" wiederum erhielten die KulturagentInnen vertiefende Einblicke in die Vermittlungsarbeit verschiedener Berliner Kulturinstitutionen, die bereits über vielfältige Erfahrungen mit Schulkooperationen verfügten. Sie besuchten in vier parallelen Gruppen Daniela Bystron im Hamburger Bahnhof, Anne-Kathrin Ostrop und Mustafa Akça in der Komischen Oper, Karola Marsch im Theater an der Parkaue sowie Veronika Gerhardt, Volkan Türeli und Wagner Carvalho am Ballhaus Naunynstraße. Ziel dieser Besuche war es, die jeweiligen Vermittlungsansätze und den Stand der Vermittlung in den Häusern konkret kennenzulernen sowie Möglichkeiten und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Schulen zu diskutieren. Darauf basierend wurden gemeinsam die möglichen Rollen und Aufgaben, aber auch die Grenzen von KulturagentInnen in diesen Settings, herausgearbeitet.
Foto: Forum K&B
Format "Programminformationen"
Im Format Programminformation erhielten die KulturagentInnen konkrete Unterstützung durch das Team der Geschäftsstelle bei ihre Arbeit betreffenden praktischen Fragen. Themen der Workshops waren: Advocacy, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Digitale Akademie und Internetforum sowie Administration.
Foto: Forum K&B
Foto: Forum K&B
Format "Praxisreflexion"
Nachdem es im 2. Akademiemodul Tischwerkstätten zu Praxisbeispielen aus der Erhebungsphase gegeben hatte, ging es jetzt um die Bearbeitung von aktuellen Themen bzw. Fragestellungen in der Konzeptphase. Einige KulturagentInnen stellten exemplarisch Konzepte beziehungsweise Konzeptentstehungsprozesse vor und diskutierten die Ansätze und Vorgehensweisen mit ihren KollegInnen. Passend zum Schwerpunktthema ging es beispielsweise um Beteiligungsmodelle für SchülerInnen an Entscheidungsprozessen (siehe Schülerkunstgeldfonds), um künstlerische Aushandlungsprozesse (siehe Zukunftswerkstatt und Ideenfänger), um die steinigen Wege in eine Kooperation, um Fragen zu Urheber- beziehungsweise Autorenschaft sowie um das Verhältnis von Partizipation und künstlerischer Qualität.
Foto: Forum K&B
Constanze Eckert