Brigitte Schorn
Kooperation ist Alltag!?
Brigitte Schorn

Kooperation ist Alltag!?

Beispiele für eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kultureinrichtungen

Kurzbeschreibung

Workshop 4 Zukunftsmodell Kooperation: Wie lassen sich Kooperationen verstetigen? Strategien, Instrumente und Perspektiven Kooperation erfolgreich aufgebaut …, aber wie geht es weiter, wenn Ansprechpartner wechseln, die Motivation sinkt oder die Finanzierung nicht mehr gesichert ist? In diesem Workshop wird es darum gehen, wie die Verstetigung einer erfolgreichen Zusammenarbeit auch unter wechselnden Bedingungen gelingen kann. Wie wird ein erfolgreiches Projekt in eine nachhaltige Kooperation überführt, die nicht nur formal auf dem Papier steht, sondern immer wieder mit Leben erfüllt wird? Wir wollen außerdem diskutieren, wer für die Finanzierung zukünftiger Projekte sorgen könnte und welche Kooperationsmodelle private und öffentliche Geldgeber überzeugen, um sich langfristig zu engagieren. Zudem sammeln wir Ideen, wie eine partnerschaftliche Praxis entwickelt und fortgesetzt werden kann, auch wenn sich kein zusätzliches Geld akquirieren lässt.

Ob in Projektwochen, im AG-Bereich, in der Gestaltung des Ganztags oder auch im Unterricht – kulturelle Bildungsangebote in Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern und Kultureinrichtungen spielen an vielen Schulen eine große Rolle. Gemeinsam entstehen Musicals, Ausstellungen und Theaterstücke: Kunstwerke verändern das Schulgebäude; generationsübergreifende Tanzprojekte bereichern das Schulleben. Sicher ist jedoch: Nur eine gut geplante und systematisch angelegte Kooperation ist auf Dauer erfolgreich und für alle Beteiligten eine Bereicherung. Je intensiver die Kooperationen zwischen Kultur und Schule wachsen, umso wichtiger werden Fragen der langfristigen Verankerung. Welche strukturellen Voraussetzungen, Haltungen und Qualifikationen müssen in der Schule und bei den Kulturpartnern gegeben sein, damit kulturelle Bildung nachhaltig wirksam werden kann? Anhand von Praxisbeispielen aus Oberhausen und Berlin sowie einem programmexternen Input durch die Vernetzungsstelle "Kulturprojekte Berlin" wurden Antworten auf diese Frage gesucht.

Praxisbeispiel 1
Das Pilotprojekt "KulturSchule Oberhausen"

Input von Angelika Schulte-Ortbeck und Silke Becker, Mitarbeiterinnen im Bildungsbüro Oberhausen, Anke Troschke, Kulturagentin für die Schulen im Netzwerk Oberhausen, und Dr. Burkhard Zeppenfeld, Leiter des LVR-Industriemuseum Oberhausen.

Die Initiative für das Modell "KulturSchule Oberhausen" ging von einer offenen Ganztagsgrundschule, der Katharinenschule, aus. Die Katharinenschule – mittlerweile mit einer weiteren Grundschule zusammengelegt und mit dem Namen "Schule an der Wunderstraße" – hatte den Wunsch, ihr stetig gewachsenes Angebot im Bereich der kulturellen Bildung als "kulturelles Profil" nach außen deutlich zu machen. Dieser Wunsch wurde 2009 vom Oberhausener Bildungsbüro1 aufgegriffen. Initiiert und moderiert durch das Bildungsbüro, begann 2010 ein langfristig angelegter, fundierter Schulentwicklungsprozess. Man startete mit einer Bestandsaufnahme dessen, was im Bereich der kulturellen Bildung bereits geleistet wurde. Es folgten zahlreiche Schulentwicklungsgespräche, in deren Verlauf Visionen und Ziele formuliert wurden. Am Ende dieser ersten Phase stand der Beschluss der Schulkonferenz: "Wir werden KulturSchule!"

Zeitgleich nahm das Bildungsbüro Kontakt zu den beteiligten Kulturinstitutionen auf. In mehreren vom Bildungsbüro moderierten Treffen tauschten sich die zukünftigen Kooperationspartner aus. Dieser Prozess mündete in einer gemeinsamen schriftlichen Rahmenvereinbarung über die Ziele und ihre Umsetzung. In einem von der Schule gestalteten Festakt wurde die KulturSchule eröffnet, und mit diesem Startschuss begann die konkrete Zusammenarbeit der Partner.

Die Stadt Oberhausen initiierte auch die Benennung von Kulturbeauftragten an 59 von 61 Oberhausener Schulen. Diese Lehrerinnen und Lehrer sind Ansprechpartner für die außerschulischen Kulturpartner und organisieren die "schulinterne Kulturarbeit". Diese andauernde Vernetzungsarbeit wird vom Bildungsbüro – mittlerweile an mehreren KulturSchulen – kontinuierlich begleitet. Es werden Kontakttreffen organisiert und klare Schritte zur Erreichung definierter Ziele vereinbart. Alle Akteure treffen sich regelmäßig zu Gesprächen über die Optimierung der Rahmenbedingungen, die Entwicklung neuer Ideen oder die Unterstützungsleistungen durch die Kommune (beispielsweise bei Fragen der Mobilität). Das Profil "KulturSchule" ist eine Auszeichnung auf Zeit, jede Schule muss sich einer regelmäßigen Selbstevaluierung stellen. Die moderierten Austauschtreffen ebenso wie die jährliche Fortschreibung der Entwicklungsziele sorgen dafür, dass alle Beteiligten im Austausch bleiben und ihre Veränderungsbereitschaft gefordert bleibt.

Aus Sicht des Bildungsbüros ist eine der wichtigsten Gelingensbedingungen für die Verstetigung einer Kooperation ein außenstehender "Kümmerer". Diese Rolle übernimmt in Oberhausen das Bildungsbüro: Von hier aus werden die Kooperationen begleitet und moderiert. Wichtig sind auch bedarfsgerechte Fortbildungen für die Akteure. In Schulen und Kultureinrichtungen sollte daher nach Möglichkeit Fachpersonal mit den notwendigen Kompetenzen eingestellt werden. Und nicht zuletzt gibt das mehrfach vom Land NRW ausgezeichnete "Gesamtkonzept Kulturelle Bildung" der Stadt Oberhausen eine unterstützende Rahmung. Ziel des kommunalen Gesamtkonzepts ist es, Kultureinrichtungen für Kinder und Jugendliche zu öffnen, die Kooperation von Künstlerinnen und Künstlern und Kultureinrichtungen mit Kindergärten, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen zu verbessern und engagierte Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft in Kunst- und Kulturprojekte einzubeziehen.

Die Kulturagentin Anke Troschke hat in Oberhausen eine wichtige, zusätzliche Vermittlerrolle beispielsweise in Bezug auf die verschiedenen Fachsprachen und unterschiedlichen Bedürfnisse der Institutionen. Sie ist für die drei am Kulturagentenprogramm teilnehmenden Schulen sowie für die Kulturinstitutionen eine zentrale Ansprechpartnerin im "Alltag der Kooperation". Ihre Rolle der Vermittlung und Moderation vor Ort ist wesentlich für das Gelingen einer verstetigten Kooperation. Bildungsbüro und Kulturagentin arbeiten daher eng zusammen.

Ein Beispiel für diese Tätigkeit ist die intensive Zusammenarbeit mit dem LVR-Industriemuseum Oberhausen. Der kommissarische Standortleiter Dr. Burkhard Zeppenfeld sieht die Bedeutung einer Kooperation mit den Schulen im Kulturagentenprogramm vor allem in der Nachhaltigkeit. Das LVR-Industriemuseum Oberhausen pflegt daneben insgesamt vier vertragliche, zwei vertragslose sowie punktuelle Partnerschaften. In der Kooperation zu den drei Schulen im Kulturagentenprogramm hat die Kulturagentin eine wichtige Vermittlerrolle inne: Sie findet die Schnittstelle beider "Systeme", übersetzt in die jeweilige Struktur, entwickelt gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern eine Win-win-Strategie. Sie hält den Kontakt, moderiert den Prozess und findet die Ressourcen. Im Idealfall bedeutet das für das Museum, dass eine festangestellte Person die Kooperation als integralen Bestandteil des Alltagsgeschäfts versteht und so längerfristig eine Zusammenarbeit gewährleisten kann.

Mit einer Kooperation verknüpfen sich vielfach auch naheliegende und realistische Hoffnungen: Sie gewährleistet den anhaltenden Austausch über gemeinsame Ziele und Ideen. Die Schulen lernen die Vermittlungsangebote des Museums kennen und nutzen sie nachhaltig. Und last but not least ist es durch eine Kooperation möglich, gemeinsam Projekte zu planen, die sowohl von der Schule als auch vom Museum als Gewinn betrachtet werden.

Praxisbeispiel 2
Zur Kooperation der Heinz-Brandt-Schule mit den KW Institute for Contemporary Art und ihrem Potenzial für die Zukunft

Input: Mona Jas, Kulturagentin für die Schulen im Netzwerk Prenzlauer Berg/Pankow, und Verena Platzgummer, kuratorische Assistenz der KW Institute for Contemporary Art, Berlin (KW).

Aus der erfolgreichen punktuellen Kooperation zwischen dem Künstler- und Kunstvermittlerteam a7.außeneinsatz/KW Institute for Contemporary Art und der Heinz-Brandt-Schule in Berlin entwickelte sich bei beiden Partnern der Wunsch nach einer dauerhaften Implementierung der Zusammenarbeit. Ziel der Kooperation ist eine künstlerische Verortung der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Museumsraum und damit verbunden eine neue positive Erfahrung mit Kunst und Museum. Umgekehrt lernt die Kulturinstitution Schule intensiv kennen und kann Inhalte modifizieren, neue Dialoge schaffen. Auf diese Weise findet der Dialog in beide Richtungen statt – das Wissen beider Institutionen kann aktiv gemeinsam neu gestaltet werden. In der Kooperation soll so ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit Kunst und deren Formen auseinandersetzen, persönliche Bezüge suchen und sich kreativ und mit ihrer eigenen Stimme äußern können.

Die KW stellten einen eigenen Vermittlungs- und Ausstellungsraum zur Verfügung, um langfristig mit Jugendlichen zusammenarbeiten zu können. Die Motivation hierfür liegt im Konzept des Hauses, einen Zugang "für alle" zu schaffen.2 Die KW verankerten die Kooperation gleich zu Beginn der Zusammenarbeit im März 2013: Vor jeder Ausstellung wurden Raum, Zeit und Ressourcen für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt und deren Beteiligung als fester Bestandteil eingeplant. Die KW ermöglichten jederzeit (auch außerhalb der Öffnungszeiten) freien Zugang zu ihren Räumen und Ausstellungsexponaten und präsentierten die Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler auf den Flyern und der Webseite der Institution auf gleicher Ebene wie die Ausstellungen.

Die gesamte Crew der KW begleitete die Schülerinnen und Schüler in ihrem Projekt: Das Aufbauteam vermittelte, wie die Ausstellungsarchitektur gebaut wurde; die Kuratorin erklärte, warum sie die Ausstellung in dieser Weise konzipiert hat; das Technikteam baute für die Performance der Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihnen Licht und Ton auf; die kuratorische Assistentin begleitete alle Termine und stand für Anliegen der Schülerschaft zur Verfügung. Durch die kontinuierliche Nutzung dieser Angebote sind die KW zum Bestandteil des Alltags und auch der Biografie der Teilnehmenden geworden.

Für die Schule ist die Begegnung ihrer Schülerinnen und Schüler mit professionellen Kulturinstitutionen auf Augenhöhe prägender Bestandteil des Schulprofils. Sie arbeitet mit vielen außerschulischen Lernorten kooperativ zusammen. Für die langfristige Implementierung kultureller Bildung im Schulcurriculum wurde 2013 in der Schule der Wahlpflichtunterricht "Kulturelle Bildung" eingeführt. Die Rolle der Kulturagentin war es dabei, in der Schule das Konzept des Wahlpflichtunterrichts (auf Studientagen, in Fachbereichssitzungen) mitzuberaten und die fachübergreifenden Verbindungen im Kollegium zu unterstützen. Dazu empfahl sie die Wahl der externen Kooperationspartner (KW und a7.außeneinsatz), zu denen sie zuvor in mehreren Gesprächen bereits Kontakt aufgenommen hatte und die sie im Vorfeld auf Leitungsebene über Möglichkeiten und Potenziale für die Zusammenarbeit mit einer Schule beraten hatte.

Foto: Roland Baege/Forum K&B

Aus Sicht der Kooperationspartner sind Gelingensbedingungen der Kooperation:

  • Ein Konsens in Bezug auf die gemeinsamen – durchaus auch politisch zu verstehenden – Ziele auf der Grundlage eines übereinstimmenden Verständnisses von Museen als öffentliche Räume des Austauschs und der Begegnung, in gemeinsamer Sorge für die aktive Teilhabe ihrer Besucherinnen und Besucher. Die Basis wird durch die Zusammenarbeit aller Hierarchieebenen beider Institutionen gebildet. Beide Kooperationspartner müssen bereit für die Änderung ihrer jeweiligen "Curriculi" sein.
  • Es geht nicht um große Projekte, sondern darum, in übersichtlichen und für alle nachzuvollziehenden Schritten eine Art neue "neuronale" Verbindung aufzubauen. Beide Institutionen sollten offen für Experimente und ungewohnte Herangehensweisen sein.
  • Die Hinzuziehung weiterer externer Expertinnen und Experten darf nicht als Konkurrenz, sondern soll als Bereicherung erfahren werden.
  • Für die professionelle Einbettung dieser Expertinnen und Experten sowie für eine professionelle und nachhaltige Wissenssicherung ist die Akquise zusätzlicher finanzieller Mittel in überschaubarem Maße erforderlich.
  • Für eine Sicherung der Qualität sollte in weiterer Zukunft eine Finanzierung der Kooperation auch unabhängig von den Akquisebemühungen der beteiligten Partner ermöglicht werden – dies sollte als politische Forderung auf die Agenda.


Kulturpolitische Perspektive

Input: Arnold Bischinger (Leiter Geschäftsbereich Kulturvermittlung/ Kulturelle Bildung, Kulturprojekte Berlin GmbH)

Mit der sogenannten Offensive Kulturelle Bildung wurden im Herbst 2006 die Weichen für nennenswerte Entwicklungen der kulturellen Bildung in Berlin gestellt. Im Rahmen einer Arbeitstagung trafen sich auf Einladung des "Rates für die Künste" Akteure der unterschiedlichen Ebenen aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung, um Forderungen für eine nachhaltige Struktur- und Förderpolitik in den Ressorts Kultur, Bildung und Jugend zu diskutieren und zu verfassen.3 Zur Untersetzung der Forderungen wurden innerhalb kürzester Zeit die ersten 17 (von später rund 50) Partnerschaften zwischen Berliner Kultureinrichtungen und Schulen geschlossen – die Geburtsstunde des Berliner Partnerschaftsprogramms "Künste & Schule", dessen differenzierte Erfahrungen dank einer mehrjährigen Förderung seitens der PwC-Stiftung (200.000 Euro insgesamt in den Jahren 2008 bis 2010) und einer wissenschaftlichen Begleitung durch die Berliner Universität der Künste in Form einer Buch- und Onlinepublikation vorliegen.4

Nachdem die Förderung durch die PwC-Stiftung ausgelaufen ist und eine Anschlussfinanzierung bis heute nicht gefunden werden konnte, sind diverse der insgesamt rund 50 Partnerschaften inzwischen nicht mehr präsent. Einige der initiierten Partnerschaften haben ein eigenes, unverwechselbares Profil geschaffen, das auch nach Auslaufen des Programms Bestand hat. Sie konnten implementiert werden und sich im Kontext anderer Aufgaben und – so nötig – mit anderer Unterstützung weiterentwickeln.

Rund ein Drittel der aus "Schul"-Partnerschaften heraus gestellten Projektanträge werden bewilligt, was durchaus der Förderquote des Projektfonds insgesamt entspricht. Eine Förderung der Partnerschaften jenseits temporärer Projekte wurde zwar wiederholt diskutiert, bleibt aber bis heute ohne Ergebnis. Die Strategie der Berliner Kulturpolitik zur Entwicklung einer kulturellen Bildungslandschaft in Berlin setzt neben der Förderung temporärer Projekte vor allem auf die Nutzung vorhandener Ressourcen. Aufseiten der beteiligten (Kultur-)Institutionen gilt es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit kultureller Bildung zu wecken, um schließlich entsprechende Ressourcen im Rahmen der institutionellen Förderung für die Belange der kulturellen Bildung "freizuschaufeln". Somit gilt bei den Partnerschaften bis heute der Grundsatz der Bereitstellung erforderlicher Mittel aus den vorhandenen Mitteln der beteiligten Einrichtungen im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten. Dieser Anspruch wird aber nur durch wenige Ausnahmen in die Praxis überführt.

Es bleibt also nach wie vor die Aufgabe, zusätzliche Fördermittel zu akquirieren. Erfolgschancen für die Finanzierung von Projekten hat auch das Aufgreifen von Themen, die in einer Stadt "en vogue" sind (beispielsweise Stadtentwicklung; Langzeitprojekt angedacht bis 2030). Hier bietet sich Schulen und außerschulischen Kulturpartnern die Chance, neue Themen zu besetzen und neue Projekte zu finanzieren.

Wie wirkungsvoll eine enge Moderation der Kooperationen ist, haben auch die Schulnetzwerke im Rahmen des Modellprogramms "Kulturagenten für kreative Schulen" gezeigt. In Berlin wird über Fragen der Weiterführung, Weiterentwicklung oder Überführung des Modellprogramms nachgedacht: So fand im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses bereits eine Anhörung der Bundes- und Landesebene des Modellprogramms statt. In diesem Zusammenhang schlug die ehemalige Leiterin des Kulturamtes Neukölln, Dorothea Kolland, die Installation von beispielsweise drei Kulturagentinnen/Kulturagenten je Berliner Bezirk vor.

Bedingungen und Eckpunkte für erfolgreiche Verstetigung – Zusammenfassung der Diskussion

Von den Workshopteilnehmenden wurden folgende wesentliche Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Verstetigung von Kooperationen formuliert:

  • Für eine Verstetigung der Kooperation ist ein anhaltender Austausch zwischen den Kultureinrichtungen und den Schulen eine wichtige Voraussetzung. Institutionalisiert werden sollten Lenkungs- oder Steuergruppen sowie Runde Tische mit allen Beteiligten.
  • Die strukturelle, institutionelle Verankerung der Kooperation ist auf beiden Seiten eine wesentliche Voraussetzung für eine Verstetigung. Es müssen feste, geregelte Strukturen geschaffen werden (möglich z. B. durch die Einrichtung des Fachs "Kulturelle Bildung").
  • Sinnvoll ist eine vertraglich vereinbarte Partnerschaft. Ein Vertrag beschreibt die Dauer, die Inhalte und die Struktur der Kooperation.
  • Konkurrenzdenken ist hinderlich. Lehrerinnen und Lehrer sollten sich gegenüber dem Kulturbetrieb öffnen, kulturelle Partner die Angst vor Überforderung der Lehrenden ernst nehmen. Die Kooperation sollte von gegenseitiger Wertschätzung getragen sein.
  • Wichtig ist die Herstellung eines Konsenses über den Wert kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche.
  • In der Schule muss die Kooperation von der Schulkonferenz beschlossen werden. In der Kultureinrichtung muss die dauerhafte Kooperation bei allen Aktivitäten (auch bei der Finanzakquise) mitbedacht werden
  • Eine Grundvoraussetzung ist eine gemeinsam entwickelte Vision,- zudem braucht es gemeinsame Zielsetzungen und die Bereitschaft, gemeinsam Synergien zu entwickeln.
  • Kooperationen zwischen Schulen und Kulturpartnern brauchen "Kümmerer" mit anerkannten Arbeitszeiten für Kommunikation. Die zentrale Koordinierung kann in einer Vermittlungsstelle wie beispielsweise in einem Bildungsbüro stattfinden. Von der fachlich guten Vermittlung zwischen den Partnern hängt letztlich auch die Qualität der kulturellen Bildung ab. Eine Kulturagentenstelle sollte im Rahmen einer Funktionsstelle in der Schule, im Bildungsbüro oder innerhalb eines Einrichtungsnetzwerks etabliert werden.
  • Viele Eltern und die Schülerschaften wollen Schulen mit kulturellem Profil, fordern diese aber nicht ein. Kooperationen müssen nach außen – vor allem auch für die Eltern – sichtbar werden.
  • Neben der alltäglichen Arbeit auch Leuchtturmprojekte umzusetzen, ist wichtig, um politischen Druck zu erzeugen, da sie sichtbar und ergebnisorientiert sind.


Was bedeutet es, wenn finanzielle Ressourcen wegfallen? Wenn Projektgelder nicht verlängert werden, ist die gemeinsame Arbeit gefährdet. Doch die Workshopteilnehmenden waren sich einig, dass es lohnenswert ist, die dann entstehende Mehrarbeit (für beispielsweise Geldakquise) auf sich zu nehmen. Die wachsenden Kooperationserfahrungen ermöglichen ein synergetischeres Agieren. Man kennt die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Partner, kann Aufgaben besser verteilen. Die gemeinsamen Erfahrungen und kreatives Denken ermöglichen oft Zugang zu (mehr) Ressourcen. Ohne finanzielle Mittel geht es nicht. Aber: Die finanziellen Fragen sollten nicht den Blick auf die Möglichkeiten verstellen. Für eine Verstetigung sind möglichst dauerhaft zugängliche Fördertöpfe eine gute Voraussetzung. Aus Sicht der Workshopteilnehmenden erscheint eine gezielte Umstrukturierung vorhandener Ressourcen notwendig.

Kontrovers diskutiert wurde auch die Frage, ob und wie der Bildungsbereich einen politischen Willen formuliert. Die deutliche Forderung an die Politik, den Kooperationen entsprechende Rahmenbedingungen bereitzustellen, wird immer noch vernachlässigt. Hilfreich wäre es, wenn die Länder den Begriff, die Institution "Kulturschule" anerkennen und dazu klare Kriterien bzw. einen verbindlichen Qualitätsrahmen entwickeln würden.

Schlussbemerkung

Dauerhafte Kooperationen zwischen Schulen, Künstlerinnen und Künstlern und Kultureinrichtungen sind für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen unverzichtbar. Vor allem, wenn man mit diesen Angeboten alle, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, erreichen will. Die Finanzierung solcher Kooperationen ist also notwendig, bildungspolitisch sinnvoll und sollte dauerhaft gesichert sein. Die Praxisbeispiele und die Erfahrungen der Teilnehmenden des Workshops zeigten aber auch deutlich, dass die professionelle Moderation und Begleitung von Kooperationen ebenso wichtig ist. Wer auch immer die Rolle des "Kümmerers" übernimmt – die Kulturagentin, der im Verein angesiedelte Vernetzer, das kommunale Bildungsbüro –, trägt entscheidend zur Verstetigung und Qualität kultureller Bildungsangebote bei und hilft auch dabei, finanzielle Fragen kooperativ und kreativ zu lösen.

 

1Das regionale Bildungsbüro Oberhausen versteht sich als ein Dienstleister für die Schulen, als Verbindungsstelle zwischen Schule und Kultureinrichtungen. Es kennt die kommunalen Kultureinrichtungen und ihre Möglichkeiten. Gleichzeitig verfügen die Mitarbeiterinnen dort über fundiertes Fachwissen zum Thema Schulentwicklung.

2Vgl.: Blumenstein, Ellen, Chefkuratorin der KW Institute for Contemporary Art, online: www.kw-berlin.de/de/institution/profile/curatorial_statement [11.07.2014].

3www.kubinaut.de/media/downloads/rat_fuer_die_kuenste_offensivekulturellebildung_ 2006.pdf [11.07.2014]; www.kulturprojekte-berlin.de [11.07.2014].

4Zoom: Berliner Patenschaften Künste & Schule – Berichte und Materialien zur Kooperation zwischen Schulen und Kultureinrichtungen, hg. im Auftrag der Kulturprojekte Berlin: Institut für Kunst im Kontext/UdK 2011, www.kubinaut.de [11.7.2014].