
5. Akademiemodul: Kulturagentinnen und Kulturagenten in der Migrationsgesellschaft
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Titelbild: Folie aus dem Vortrag von Dr. Joachim Baur
Materialien zur Akademie
Praxisreflexion: Tischwerkstätten
Workshops zum Schwerpunktthema
Projektebasar / Außerschulische Partner: Vorträge
Zielsetzung des 5. Akademiemoduls war die Öffnung eines Raums, in dem über die Chancen und Herausforderungen von kultureller Bildung in der Migrationsgesellschaft nachgedacht und diskutiert werden konnte. Insbesondere die Rollen und Aufgaben der KulturagentInnen sollten vor diesem Hintergrund verhandelt werden.
Foto: Forum K&B
Für die gesellschaftliche Wirklichkeit in Deutschland sind Migrationsphänomene von grundlegender Bedeutung. Sowohl in Schulen als auch in Kunst- und Kulturinstitutionen ist Migration in den letzten Jahren zu einem viel diskutierten Thema avanciert. Aber wie haben sich die Institutionen und ihre Akteure inzwischen auf die migrationsgesellschaftliche Realität eingestellt? Wie wird sie in den Programmen und Vermittlungsangeboten der Kulturinstitutionen sichtbar? Wie wird dort mit migrationsbedingter Pluralität und Differenz umgegangen? Wie sieht es in den Schulen aus? Präzise: Inwieweit wird Vielfalt dort wirklich als Potenzial erkannt und nicht nur als Problem bzw. als Defizit für das Weiterkommen in einer Leistungsgesellschaft angesehen? Welche Ausgrenzungsmechanismen finden in Schulen und Kulturinstitutionen immer noch alltäglich statt? Wie sieht es wirklich mit der Bildungsgerechtigkeit aus? Wie mit der Reflexion institutioneller Selbstverständnisse und Positionierungen? Wird die Vielfalt, die Hybridität einzelner Personen berücksichtigt oder immer wieder versucht, ihnen eine feste Identität zuzuschreiben, sie als "Andere" oder "Fremde" zu markieren? Was sind die Effekte kultureller Zuschreibungen in Prozessen des Lehrens und Lernens sowie in künstlerischen Projekten? Und worin besteht hier das Potenzial von Kunst? Kann sie einen Raum des Verhandelns bzw. des Widerstreits herstellen? Welche Rolle kann dabei künstlerische Kunstvermittlung bzw. kulturelle Bildung einnehmen? Wer soll überhaupt kulturell gebildet werden und von wem? Wer lernt eigentlich was von wem? Und schließlich: Welche Möglichkeiten haben KulturagentInnen, die Entwicklung hin zu differenzfreundlichen, zuschreibungsreflexiven Schulen bzw. Kulturinstitutionen zu unterstützen?
Foto: Forum K&B
Mit diesen brennenden Fragen machte die Akademie Station in Mannheim. Die Stadt bezeichnet sich selbst als "Bunte Stadt" und man ist stolz darauf, dass dort Menschen aus 170 Nationen zusammen leben und fast jeder zweite Mannheimer einen sogenannten Migrationshintergrund hat. Als Veranstaltungsorte wählte die Akademie den Musikpark Mannheim und das Gemeinschaftszentrum Jungbuschviertel, einem Quartier, das besonders stark durch Migration geprägt ist.
Als Referent war unter anderem der Psychologe und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Paul Mecheril eingeladen, der mit seinem Vortrag "Über Sinn und Unsinn von kultureller Bildung in der Migrationsgesellschaft" aus migrationspädagogischer Perspektive in das Schwerpunktthema einführte. Dr. Joachim Baur, freier Kurator und Museumsberater mit der Berliner Ausstellungsagentur "Die Exponauten", sprach in seinem Vortrag "Contact Zones. Museen in der Migrationsgesellschaft" über die Rolle des Museums und über die Musealisierung der Migration. Die Intendantin des Mannheimer Kinder- und Jugendtheaters Schnawwl, Andrea Gronemeyer, stellte am praktischen Beispiel die Arbeit des Theaters hinsichtlich seiner migrationsgesellschaftlichen Öffnung vor. Als ein Beispiel für die Öffnung von Schule wurde das Modellprojekt "NÜRTIKULTI – VIELFALT GESTALTET GRUNDSCHULE" mittels eines filmischen Interviews mit Markus Schega, dem Schulleiter der Nürtingen Grundschule in Berlin-Kreuzberg, der Politologin Ann-Sofie Susen und dem Islamwissenschaftler Ibrahim Gülnar von der Stiftung SPI vorgestellt.
Foto: Forum K&B
In mehreren Workshops wurde zu folgenden Themen gearbeitet:
- "Interkultur, Multikultur, Transkultur – Begriffsentwirrung und Selbsterprobung"
- "Was kann transkulturelles Theater?"
- "Transkulturalität und Stückeentwicklung – Theorie meets theater(pädagogische) Praxis"
- "Diversitytraining – Interkulturelles Begrifflichkeits- und Konfliktmanagement aus der Praxis" sowie
- "Rassismuskritisches interkulturelles Training".
- Schließlich wurde über "Haltungen und Handlungen in der kulturagentischen Praxis in der Migrationsgesellschaft" reflektiert.
Als ReferentInnen konnten hierfür gewonnen werden:
- Anja Schütze und Sophia Stepf, "Culture for Competence"
- D. Pallavi, Sängerin und Schauspielerin
- Ayse Güleç, Kulturzentrum Schlachthof in Kassel sowie
- Volkan Türeli und Veronika Gerhard von der akademie der autodidakten im Ballhaus Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg.
Die Impulse der externen ReferentInnen wurden von einigen KulturagentInnen durch konkrete Praxisbeispiele zum Themenschwerpunkt ergänzt. In anschließenden Kleingruppen reflektierten sie mit ihren KollegInnen virulente Fragestellungen und Themen, die sich im Rahmen der künstlerischen Projekte ergeben haben.
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Constanze Eckert