Voll Sinnlos - Ein Text von Lukas von der Staatlichen Regelschule „G. E. Lessing“ Nordhausen

Voll Sinnlos - Ein Text von Lukas von der Staatlichen Regelschule „G. E. Lessing“ Nordhausen

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Eigenes Geld für eigene künstlerische Projektideen, das war die Idee des Schülerkunstgeldfonds der Regelschule "G. E. Lessing" Nordhausen. Lukas aus der 10. Klasse konnte mithilfe des Schülerkunstgelds im Mai 2014 seine Kunstaktion "Voll Sinnlos" durchführen, bei der er eine Mauer aus Pappkartons mit brennenden Pfeilen beschoss und abbrennen ließ. Lukas setzte sich für sein Projekt intensiv mit dem Kunstbegriff auseinander und las bei seiner Kunstaktion den anwesenden Zuschauern seinen selbstverfassten Text "Überall Mauern" vor. Begleitet wurde das Projekt von der Kulturagentin Kathleen Hahnemann.

 

Lukas mit Unterstützern vor der Kartonmauer
Foto: T. Kerwitz

Überall Mauern

Mauern finden wir auf unserer schönen Erde so gut wie überall. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausmaßen und Variationen. So bauten Menschen schon immer Mauern zu Zwecken der Verteidigung oder Begrenzung von Gebieten. In der Natur jeder Mauer ist etwas abtrennendes, etwas das uns einschränkt in unseren Köpfen wie in unseren Bewegungen. Mauern können unsere Realität oder zumindest das, was wir unsere Realität nennen, extrem einschränken oder verändern. Das ist logisch, denn in einer Welt voller Mauern wird die Veränderung früher oder später auf eine Mauer eine Begrenzung (des Vorstellbaren) stoßen.

Es lässt sich also ebenfalls feststellen, dass Mauern mehr Veränderungen, mehr Dynamik, mehr Leben aufhalten als sie der Welt bringen. Wenn wir auf eines dieser Hindernisse stoßen, verlangt das von uns immer die wichtige Entscheidung, wie damit umzugehen ist. Diese Entscheidung ist gleichfalls eine Entscheidung, ob wir Veränderung wollen. Eine berühmte als auch prägende Entscheidung dieser Art wurde zum Beispiel am 9. November 1989 getroffen. Die Berliner Mauer fiel und mit ihr viele, die sich auf sie stützten. Der Mensch hat sich damals für Veränderung und Dynamik entschieden. Die Berliner Mauer ist ein gutes Beispiel dafür, was jeder erreichen kann, wenn er auf Mauern trifft. Lasst uns diesem Beispiel folgen und dem Sprichwort "Mit dem Kopf durch die Wand" eine neue Bedeutung geben.

Lukas vor seiner Aktion "Voll Sinnlos"
Foto: Kathleen Hahnemann

Und viele Mauern sind noch zu durchbrechen. Man findet sie in Kunst und Kultur, in Schule und Gesellschaft. Ich durchbrach beim Vorbereiten dieses Projektes selbst viele Mauern. Die Vorstellung, bald einen riesen Haufen Kartons zu verbrennen und das als Kunst zu definieren, war recht ungewöhnlich. Doch so wird, wenn auch nur symbolisch, eine weitere Mauer durchbrochen. Die scheinbare Sinnlosigkeit dieses Verbrennens regte zumindest mich zum Nachdenken an. Sollte ich mich für Zerstörung und Pyromanie öffnen? Eine weitere Mauer einreißen? Viel Neues kam auf mich zu, weshalb ich Hilfe brauchte. Mir wurde auch tatkräftig geholfen, weshalb ich mich hier sehr bedanken möchte bei allen, die es mir möglich gemacht haben, diese Mauern zu durchbrechen.

Die Kunst hat mir offenbart, dass sie einerseits Anspruch und Begründung für Zerstörung sein kann oder aber Wegbereiter für die Philosophie. Fest steht für mich: Die nächste Mauer kommt bestimmt.