Carina Herring
Offen und unbestimmt – Bauhaus-Universität Weimar
Carina Herring

Offen und unbestimmt – Bauhaus-Universität Weimar

Ästhetische Forschung in der Schule und in der Kunstlehrerausbildung – Ein Kooperationsformat der Bauhaus-Universität Weimar und der Staatlichen Regelschule „G. E. Lessing“ in Nordhausen

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Wer forscht, stellt Fragen, öffnet Türen, entdeckt neue Wege und Räume und kann auf diese Weise individuelle Erfahrungen machen. Dies ist für Kinder und Jugendliche an Schulen gleichermaßen von Bedeutung wie für Studierende. Doch oft gilt noch die Schule als der Ort, an dem kulturelle Bildung und forschende Lernformen stärker als bisher verankert werden sollen. Aktuell jedoch wird auch das Kunstlehrerstudium an Akademien und Universitäten überdacht und verstärkt nach den Spielräumen für forschende und entdeckende Bildungsprozesse gefragt: Wie, wann und wo kann forschendes Lernen als Erkenntnispotenzial eingesetzt werden?

Neben Kunstschaffenden, die künstlerische Projekte an Schulen betreuen, sind es daher vor allem auch zukünftige (Kunst-)Lehrende, die Schülerinnen und Schülern den Zugang zu forschendem und ästhetischem Lernen ermöglichen. Wie kann es nun gelingen, neue Unterrichtsmethoden in Bezug auf forschende und künstlerische Ansätze vom theoretischen Studium in die schulische Praxis zu überführen? Und welche Voraussetzungen benötigt der Transfer zwischen Hochschule und Schule? Für diesen Transfer eröffnet das Kooperationsformat der Bauhaus-Universität Weimar und der Staatlichen Regelschule "G. E. Lessing" in Nordhausen Lehrenden, Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern einen besonderen Zugang.

Vier Jahre nach der Wende, 1993, gründet sich an der Bauhaus-Universität die Fakultät Gestaltung. Gleichzeitig erhält mit der Rückkehr der künstlerischen Disziplinen das Land Thüringen eine Kunsthochschule zurück. Die vier Studienrichtungen der Fakultät bieten ein breites künstlerisches und gestalterisches Spektrum an, darunter die Kunsterziehung (Lehramt an Gymnasien). Die zentrale Lehrform ist der integrierte Projektunterricht, das sogenannte Weimarer Modell, das Wissenschaft und Praxis verzahnt. Theoretische Grundlagenvermittlung und praktisches Experimentieren sollen dabei ein gleichwertiges Verhältnis bilden.

Dr. Andrea Dreyer, Professorin für "Kunst und ihre Didaktik" und Studiendekanin der Fakultät, erläutert, dass sich in den letzten Jahren das Profil der Fakultät mit neuen Master- und Promotionsprogrammen in Richtung der praxisbasierten Kunst- und Designforschung erheblich erweitert habe. Damit öffne sich die Fakultät einer neuen Dimension, die in der Kunst und Gestaltung seit einiger Zeit eine wichtige Rolle einnimmt: eine Dimension, die gesellschaftlich relevante Themen erforscht sowie künstlerisch beziehungsweise gestalterisch bearbeitet, reflektiert und kommuniziert, wofür auch Kenntnisse und Strategien der kunstpädagogischen Praxis wichtig sein können.

Dies real an einer Schule zu erproben und umzusetzen, ist im Rahmen des Kulturagentenprogramms in der Kooperation der Lessingschule in Nordhausen mit dem Studienbereich "Kunst und ihre Didaktik" an der Bauhaus-Universität Weimar, die von beiden 2013 eingegangen wurde, gelungen. Ziel ist die enge Zusammenarbeit in der Einführung, Umsetzung und Evaluation von forschenden Lernprozessen im Unterricht. Lehrende der Lessingschule und Kunstlehramtsstudierende der Bauhaus-Universität erschließen gemeinsam die spezifischen Methoden des forschenden Lernens und der Ästhetischen Forschung, um die Potenziale für ein ganzheitliches Bildungsverständnis an der Schule herauszuarbeiten und einzusetzen.

Projekt "Lessing forscht" der Staatlichen Regelschule "G.E. Lessing" in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar
Foto: © Bauhaus-Universität Weimar/Martina Milisavljevic

Visionsarbeit: Lessing testet

Seit September 2012 nimmt die Lessingschule am Programm "Kulturagenten für kreative Schulen" teil. Mit der Gründung des Schülerkulturrats sowie mit Unterstützung der Kulturagentin Kathleen Hahnemann und der Kulturbeauftragten Kerstin Reichelt starteten erste Schritte zur kulturellen Profilierung mit einer Umfrage unter den Mitschülerinnen und Mitschülern. Gefragt wurde: Wie könnte sich die Schülerschaft am kulturellen Geschehen der Schule einbringen und dieses mitbestimmen? Die Auswertung mündete in die Projektreihe "Lessing testet", in der kontinuierlich künstlerische Techniken mit Expertinnen und Experten gelernt, ausprobiert und umgesetzt wurden. Beispielsweise konnten sich Schülerinnen und Schüler zusammen mit Profitänzerinnen in Tanzwerkstätten mit Elementen des modernen Tanzes in Kombination von Hip-Hop und Breakdancekultur beschäftigen. Ein Bandcoaching-Projekt bot Tontechnik und Performance, und ein Poetry-Slam-Workshop hat junge Schreibtalente aus allen Klassenstufen zutage gefördert.

Eine Woche Forschercamp für alle

Was sich bei "Lessing testet" bewährt hat, wird im darauffolgenden Schuljahr weiter ausgebaut. Der Fokus der Schule, der bisher auf dem Auf- und Ausbau regionaler Partnerschaften mit Kulturpartnern wie der Jugendkunstschule oder dem Theater Nordhausen lag, weitete sich im Folgeprojekt auf Partner mit internationalem Handlungsfeld aus: Auf Initiative der Kulturagentin Kathleen Hahnemann gelang es, die Schule mit dem Fachbereich Kunsterziehung der Bauhaus-Universität Weimar zu verknüpfen. Kerstin Facius, Lehrerin für Deutsch und Englisch, blickt zurück: "Als wir im Rahmen des Kulturagentenprogramms unser Kulturteam an der Schule gebildet haben, haben wir bereits verschiedene Projekte wie Tanz und anderes ins Laufen gebracht. Dann kam unsere Kulturagentin mit der Idee der Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität. Zusammen haben wir einen öffentlichen Wettbewerb für eine Kulturprojektwoche zum Thema ,Ästhetische Forschung" organisiert, den die Künstlerin und Kunstpädagogin Martina Milisavljevic und die Künstlerin Sandra Bach mit ihrem Projekt ,Forschercamp" gewonnen haben."

Das Forschercamp fand vom 27. bis 31. Mai 2013 an der Lessingschule in Nordhausen statt, in dem die 300 Schülerinnen und Schüler und etwa 30 Lehrkräfte zusammen mit 30 internationalen Künstlerinnen, Künstlern und Studierenden in 18 Workshops mit unterschiedlichen Medien und Themenstellungen ästhetisch forschten.1 Begleitet wurde das Camp von der "Lehrerakademie", geleitet durch Franziska Wilke, die für die Lehrenden der Schule Vorträge und eigene Workshops anbot. "Die Künstlerinnen und Künstler, die die Workshops geleitet haben, waren während der ganzen Woche in Nordhausen, und auch die Lehrenden waren jeden Tag anwesend. Personell, materiell und logistisch war diese Projektwoche mit den Schülerinnen und Schülern eine aufwendige Sache", bemerkt Facius. "Aber das Schöne war, dass das ganze Kollegium jeden Tag da war. Wir konnten überall zuschauen und hatten parallel ein eigenes Programm in der Lehrerakademie. Hier konnten wir Übungen machen, und es wurden didaktische Inhalte in Bezug auf die Workshops vermittelt, die die Künstlerinnen und Künstler veranstaltet haben."

Projekt "Lessing forscht"
Foto: © Bauhaus-Universität Weimar/Martina Milisavljevic

Schüler und Lehrer forschen und entdecken gemeinsam

Das Forschercamp, in das sich der Schulalltag und das Schulgelände eine Woche lang verwandelten, ermöglichte es nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern auch den Lehrerinnen und Lehrern, ihre individuellen Stärken und Interessen selbst zu entdecken. Martina Milisavljevic: "Wichtig ist, dass Forschen und Entdecken Schüler und Lehrer gemeinsam erleben und so neue Methoden entwickelt werden. Es war für die Lehrenden eine besondere Erfahrung, dass sie nicht einfach nur von außen zugesehen haben, sondern direkt involviert waren."

Der Kooperation eine Seele geben: Lessing forscht

Die Projektwoche zeigte Nachwirkungen, denn beide Seiten formulierten den Wunsch, aus diesem punktuellen Highlight eine regelmäßigere Zusammenarbeit zu entwickeln. Mit der Frage, wie die Universität für das forschende und entdeckende Lernen eine Kooperationsform finden könnte, in der Studierende und Lehrende zusammenarbeiten, trat Milisavljevic an die Fakultätsleiterin heran: "Ich habe Frau Dreyer angerufen und gesagt: ,Ich muss Sie treffen, ich habe eine Idee! Die Schule ist so toll, da sollten wir weitermachen!" Dreyer signalisierte sofort grünes Licht: "Gut! Dann lassen Sie uns darüber sprechen und ein festes Kooperationsvorhaben entwickeln." Und obwohl der Semesterapparat bereits durchgeplant war, ermöglichte es Prof. Dr. Andrea Dreyer, das Seminar noch in das kommende Vorlesungsverzeichnis aufzunehmen.

So entstand mit "Lessing forscht 1" ein erster Projektansatz, in dem Lehramtsstudierende in Weimar mit der Schülerschaft und den Lehrenden der 5. Jahrgänge in Nordhausen einmal im Monat ganztägig das entdeckende Lernen in den Mittelpunkt stellten. Am Ende des Schuljahrs wurde die Weiterführung mit Blick auf die Nachhaltigkeit im Rahmen einer eigenständigen Schulentwicklung diskutiert. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Lehrenden und das eigenständige Erproben offener Unterrichtsprozesse sollten nach Meinung der Beteiligten stärker in den Vordergrund rücken. Die Schwierigkeit, so Milisavljevic, sei zunächst die einmonatige Taktung und die Distanz zwischen Weimar und Nordhausen gewesen. "Das hat nicht dazu geführt, dass ein wirkliches Team entstanden ist. Wir hatten uns vorgestellt, dass die Studierenden die Schüler einmal im Monat während eines Tages gemeinsam mit den Lehrenden begleiten, dies hat sich aber nicht eingelöst." Die Lehrenden blieben eher stille Beobachter.

In der zweiten Kooperationsphase, "Lessing forscht 2", haben die Partner deshalb die Organisationsform angepasst: Studierende und Lehrende bereiteten nun in Tandems die offenen Unterrichtsprozesse vor. Zu Beginn fand ein kunstdidaktisches Begleitseminar in Weimar statt, das als schulinterne Fortbildung anerkannt wurde. Es ermöglichte, die Unterrichtsplanung vertiefend theoriegeleitet zu diskutieren und auszuwerten. "Das Seminar hat zunächst offen und spielerisch an die Inhalte und Methoden des forschenden und entdeckenden Lernens herangeführt", erzählt eine der Studierenden begeistert. "Im Seminar haben wir gemeinsam mit den Lehrenden das Gerüst für unser Konzept erstellt. Wichtig war, dass wir sehr früh über eine Arbeitsteilung in unserer Gruppe, aber auch in Bezug auf die Lehrerinnen in Nordhausen nachgedacht haben. So wusste jeder, welchen Part er hat und welche Aufgabenstellung vorzubereiten ist." Wertvoll sei besonders auch die Möglichkeit gewesen, immer wieder mit dem erarbeiteten Konzept an Prof. Dr. Dreyer herantreten zu können. Ihr durchgehend positives und konstruktives Feedback sei die Grundlage für die zusehende Präzisierung gewesen.

Ende Januar 2015 wurden die erarbeiteten Konzepte an einem konzentrierten Projekttag mit zwei Jahrgängen und vier Klassen zu den Themen "Fabeln" und "Traumzeit" umgesetzt. "Wir waren hungrig auf die Praxiserfahrung und neugierig, ob unsere Planungen in der Realität aufgehen würden und mit welchen Diskrepanzen und Leerstellen wir würden umgehen müssen. Wir waren auf die Schüler gespannt, auf ihr alterspezifisches Verhalten, auf ihre Einstellungen, Erwartungen und ihre Experimentierfreudigkeit gegenüber dem plötzlichen Freiraum", so einer der Studierenden am Tag der Präsentation und Auswertung der Projekte Anfang Februar an der Schule in Nordhausen.2

Die Konzentration auf einen Projekttag hat sich als Gewinn herausgestellt. Kerstin Facius: "Die Schülerinnen und Schüler haben gemerkt, dass die Lehrenden und Studierenden ihn speziell für sie entwickelt haben. Es ist auch für sie wichtig zu erleben, dass unsere Schule etwas gemeinsam mit Externen und mit uns macht, damit sich alle im Boot fühlen können."

Projekt "Lessing forscht"
Foto: © Bauhaus-Universität Weimar/Martina Milisavljevic

Ästhetische Forschung anzetteln

Dass sich etwas zu Erforschendes nicht herbeizwingen und auch nicht vollständig beherrschen lässt, haben die Studierenden an diesem Tag umfänglich erfahren. Damit sich etwas einstellt, das zu einer offenen Auseinandersetzung führt, bei der sich alle als gleichberechtigte Teilnehmende begreifen können, müssen entsprechende Bedingungen geschaffen werden. Dazu gehört es, eine gute Balance zwischen der Steuerung und dem Zulassen von Freiräumen für kreative Prozesse herzustellen. Hier war vor allem auch die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der Schule ausschlaggebend, die mit großer Offenheit und spürbarer Begeisterung den Studierenden ihren Spielraum ermöglicht haben.

Es seien dennoch zu Beginn des Projekttags viele gemischte Gefühle im Spiel gewesen, denn trotz guter Vorbereitung betrat man gemeinsam unbekanntes Terrain. Die Schülerinnen und Schüler wussten anfangs nicht, was von ihnen erwartet wird und wie sie mit der ermöglichten Freiheit umgehen können. Für sie blieb die Frage, was richtig oder falsch ist, zunächst noch sehr präsent. Deswegen hörten sie an diesem Tag oft, dass heute nicht bewertet wird: "Ihr könnt das machen, wie ihr wollt!" Das offene und unbestimmte Format war und ist aber auch für die Studierenden, die erstmals die Verantwortung für Schülerinnen und Schüler tragen, mit vielen Unsicherheit verbunden und nicht zuletzt auch für die Lehrenden selbst: "Lassen wir unsere Klasse jetzt in diese Situation hineinlaufen und können einfach so zugucken, was passiert? Wir alle standen plötzlich gebündelt vor einer vollkommen neuen Situation." Aber erleichtert fährt Facius fort: "Wir konnten beobachten, wie die anfänglichen Ängste sehr schnell abnahmen und die Schülerinnen und Schüler den Mut entwickelten, den Freiraum zu nutzen – ein sichtbarer Schritt zum Erfolg für alle Beteiligte!"

Die Lehrerausbildung stärker an der Praxis orientieren

Für die Studierenden bedeutet die Kooperation in diesem Sinne, fundierte Praxiserfahrung an einer entscheidenden Stelle des Studiums zu sammeln; eine gezielte Entscheidung, den studierten Beruf auch wirklich auszuüben, kann eben nur mit ausreichend praktischer Erfahrung getroffen werden. Diese bereits vor dem Praxissemester innerhalb des Lehramtsstudiums zu sammeln, hilft, den Anforderungen besser gewachsen zu sein. Vor allem aber ist der Einblick in andere Schulformen außerhalb der im Studium gewählten Gymnasialausbildung für das professionelle Selbstverständnis als zukünftige Kunstlehrende gewinnbringend, denn die meisten Studierenden haben nie selbst eine Regelschule beziehungsweise eine Real- oder Hauptschule besucht. "Uns war es daher wichtig, eine Möglichkeit zur Orientierung zu schaffen, damit sich die Studierenden nicht für das Lehramt entscheiden müssen, ohne Erfahrung für die konkrete Situation an der Schule zu haben", so Milisavljevic. "Wir hatten sehr mit der Lautstärke der Schülerinnen und Schüler zu kämpfen und haben den Aufwand für die Vorbereitung des Projekttags völlig unterschätzt", benennt eine Studierende ihre Erfahrung. Deshalb seien die Hospitation und der Austausch mit Lehrenden, die schon länger in ihrem Beruf sind, unschätzbar – das war unisono der Tenor am Tag der Projektpräsentation. Und andersherum artikulierten die Lehrenden, dass diese intensive Teamarbeit ein viel stärkeres Feedback für die eigene Arbeit ermögliche, als wenn man allein vor einer Klasse steht.

Projekt "Forschercamp" der Staatlichen Regelschule "G.E. Lessing"
Foto: Martina Milisavljevic

Idee von außen – Kenntnis von innen: Die Schule für Impulse öffnen

"Wir profitieren unheimlich davon, dass junge Leute zu uns kommen, die praktische Erfahrungen sammeln wollen", so Kerstin Facius. "Sie bringen Impulse mit, sowohl von der künstlerischen als auch von der methodischen Seite – eben das Ästhetische Forschen. Diese Impulse brauchen wir in der Schule, um etwas gemeinsam zu erproben und zu entwickeln, uns für freiere, neue, nicht ganz alltägliche Unterrichtsmethoden zu öffnen. Erfahrungen zu sammeln, das ist für die Weiterentwicklung von Schule sehr wichtig."

Die Zusammenarbeit mit Studierenden an einem Projekt erfordere auch ein neues Rollenverständnis aufseiten der Lehrkräfte. "Wenn beispielsweise Lehramtsanwärter kommen, dann sind wir beratende Fachlehrer", erklärt Facius weiter. "Wir betreuen sie mehr oder weniger und geben Hinweise. Aber wir stehen außerhalb dessen, was sie im Unterricht machen. Und nun sind wir wirklich als Team in den Unterrichtsprozess involviert; in der Vorbereitung, in der Nachbereitung und im Prozess selbst, und das ist eine unheimlich interessante Erfahrung."

Gelingen und Herausforderungen

Die Kooperation wird von allen Beteiligten als dynamischer Prozess verstanden, der fortlaufend die Anforderungen und Möglichkeiten der Partner berücksichtigt. Neben dem Enthusiasmus der Schülerinnen und Schüler sind Offenheit und Experimentierfreudigkeit der Studierenden und Lehrenden wesentliche Gelingensbedingungen. Tatsächlich getragen wird die Kooperation vom persönlichen Engagement der maßgeblich Beteiligten und vom engen Kontakt des Fachbereichs mit Prof. Dr. Dreyer und Martina Milisavljevic sowie der Lehrerin Kerstin Facius, die die Kommunikation auch nach innen in die Schule trägt. Mit großem Engagement arbeiten sie daran, die Kooperationsbeziehung zu festigen, Kollegen zu gewinnen, institutionelle Grenzen und geografische Distanzen zu überwinden. Die Entfernung von zwei Zugstunden zwischen Nordhausen und Weimar ist sowohl für Vollzeitlehrerende wie Vollzeitstudierende eine große Herausforderung. Hinzu kommt der unterschiedliche Rhythmus, der Schule und Hochschule unterworfen sind: Semesterhalbjahre, -ferien und Prüfungszeiten lassen sich selten gut mit Schulzeiten und Schulferien vereinbaren.

Welche für alle Beteiligten die optimalste Organisationsform ist, wird kontinuierlich in Feedback- und Auswertungsrunden herausgearbeitet. Deutlich wird, dass, wenn mit Schülerinnen und Schülern oder auch mit Studierenden ästhetische Forschungsprozesse in Gang gesetzt werden, gleichzeitig auch die Lehr- und Lernbedingungen an Schule und Universität mitreflektiert werden müssen. Deswegen ist die Hoffnung aller Beteiligten groß, dass sich viele Kollegen für die offene Methodik des forschenden Lernens begeistern und sie in ihre jeweilige Praxis integrieren, sodass sich das Kooperationsformat auf beiden Seiten verselbstständigen kann. Dann wird sich die fruchtbare Beziehung zwischen Schule und Universität fortsetzen lassen.

1 Das Forschercamp war an die Bauhaus-Universität Weimar angedockt und wurde vom Fachbereich Kunsterziehung begleitet. Siehe ausführlich: Milisavljevic, Martina: "Schule wird zum ForscherCamp", in: BDK-Mitteilungen, 4/2014, S. 15–17.

2 Siehe auch eine detaillierte Projektdokumentation von M. Milisavljevic unter: www.uni-weimar.de/fileadmin/user/fak/gestaltung/hauptseiten/downloads/LAK/Kulturagenten/LessingForscht_Broschuere.pdf [13.08.2015].