Uta Schunk, Rosmarie Weinlich
Ästhetisches Forschen in der Natur
Uta Schunk, Rosmarie Weinlich

Ästhetisches Forschen in der Natur

Thüringer Schülerinnen und Schüler forschen zur Lichtverschmutzung

Kurzbeschreibung

In drei Projektzyklen „Story of Lights“ (Dezember 2013/Huttenschule Erfurt, programmextern), „Nachthell“ (März 2014/ Kooperative Gesamtschule „Am Schwemmbach“) und „Zeltstadt“ (September 2014/Novalisschule Bad Tennstedt) beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Kooperativen Gesamtschule „Am Schwemmbach“, Erfurt, der Novalisschule Bad Tennstedt und einer weiteren Erfurter Schule mit dem Phänomen der Lichtverschmutzung. Unter Anleitung der Künstlerin Rosemarie Weinlich erforschten die Jugendlichen Beleuchtungssituationen in ihrer Umgebung mit künstlerischen Mitteln.

Bundesland

Thüringen

Ort

Erfurt, Bad Tennstedt

Beteiligte Klassenstufen

10 und 11

Thema

Ästhetische Forschung zu Lichtverschmutzung

Format

Projektwochen, Projekttage

Beteiligte Schülerinnen und Schüler

ca. 60

Projektdauer

3 Projektwochen von Dezember 2013 - September 2014

Durchführungsorte

In der Schule
Präsentation in einem Kino

Beteiligte Lehrkräfte

Jährlich ca. 25
im Theater-Spielprojekt je 7
3

Die gemeinsame Konzeptidee der Künstlerin Rosmarie Weinlich1 und der Kulturagentin Uta Schunk zu dem Projekt "Lichtverschmutzung" entstand im Zuge der Vorbereitung einer Projektwoche der Kooperativen Gesamtschule Am Schwemmbach Erfurt zur Thematik "Licht & Schatten". In drei Projektzyklen "Story of Lights" (Dezember 2013), "Nachthell" (März 2014) und "Zeltstadt" (September 2014) sollte es bei dem Projekt um einen gestalterischen Exkurs gehen, der in visueller Kommunikation, in Objekt- und Installationskunst, in Interventionen sowie in ein fotodokumentierendes Ausstellungsformat mündete. Die Fotodokumente wurden großformatig (DIN-A3) ausgedruckt und in einem Parcours auf dem Boden des Klassenraums ausgelegt (wie ein Fotolabyrinth). Der Parcours konnte durchlaufen werden. An Ecken und "Weggabelungen" waren passend zu den Fotos dazugehörige Forschungsinstrumente, Gestaltungsutensilien sowie Skizzen ausgelegt. Unter gesellschaftlichen, kulturellen, astronomischen und ökologischen Aspekten umfasste das Projekt einen ästhetischen Forschungsprozess zur Auseinandersetzung mit der Problematik der Lichtverschmutzung.2

In der künstlerisch-praktischen Auseinandersetzung sollte von den Schülerinnen und Schülern experimentiert, recherchiert, beobachtet, archiviert und reflektiert und die neu gewonnenen Erkenntnisse um die Lichtverschmutzung in Beziehung zu Rechercheergebnissen gesetzt werden. Die unterschiedlichen Forschungsverfahren sollten letztendlich als ästhetische Prozesse für sich stehen, beziehungsweise in künstlerische Produktionen wie Fotografien, Beleuchtungsanalysen, Präsentationsabläufe zu Experimenten, grafische Lösungen, Dokumentationsskizzen, Collagen, Messreihen, Vergleiche, Geräuschkulissen, Lichtprovokationen, Objekte, Konstruktionen, performative Aktionen, Wortspiele und Animationen einfließen.

Insgesamt drei Schulen nahmen an dem Projektzyklus teil: eine 11. Klasse der Kooperativen Gesamtschule Am Schwemmbach Erfurt, eine 10. Klasse der Regelschule Bad Tennstedt sowie eine nicht am Kulturagentenprogramm beteiligte Schule, die Hutten-Schule Erfurt. Ziel jeder Projektphase war ein Präsentationsteil mit Kunstwerken, der wiederum die grundlegende Ideen- und Impulsplattform für die darauffolgende Arbeitsgruppe darstellte. Das bedeutete ebenso, dass die Künstlerin im Anschluss an die kooperierende Arbeit ihre professionelle Sichtweise zum Arbeitsmaterial der Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerte und Ergänzungen, auch Reduktionen, vornahm, Schüleraktionen dokumentierte und zum Teil durch künstlerisch-technisches Vorgehen sichtbar werden ließ.

Aus Thüringen kommt Licht

"Thuringia ex lux – aus Thüringen kommt Licht."3 Die Künstlerin stieg mit Bedeutungsdifferenzierungen in die jeweilige Arbeit der beteiligten Projektgruppen ein. Neben der Klärung der Begriffe Licht und Dunkelheit wurden durch Recherchetätigkeiten kulturelle, kunsthistorische und symbolische Bezüge zum künstlerischen Gegenstand "Licht" hergestellt. Dazu hinterfragte und erforschte die Künstlerin gemeinsam mit den Mitwirkenden die Brisanz der Begrifflichkeit "Licht", welches zumeist als etwas Reines, (Er-)Leuchtendes und keinesfalls als eine Gefahr bringende, verunreinigende oder gar zerstörende Quelle wahrgenommen wird.

Dieser Thematik künstlerisch ergründend nachzugehen, reizte die Schülergruppen und die projektbeteiligten Lehrerinnen gleichermaßen. Der Fokus wurde auf themenbezogene Inhalte gelenkt, die für die jeweilige Schülerpersönlichkeit höchst bedeutsam waren. Innerhalb ihrer Planungsgespräche, in denen es zunächst um die Faszination des Lichts ging, bewegten sich die Fragen zunehmend in Richtung eines ökologisch verträglichen Umgangs mit Licht. Diese Inhalte motivierten zu Untersuchungsprozessen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Umfeld ergründeten, um festzustellen, wo überhaupt künstlich erhellt wird. Durch Bewusstmachen des eigenen Nutzungsverhaltens setzte bei den jungen Forscherinnen und Forschern eine Sensibilisierung des eigenen Umgangs mit Licht ein. Gleichzeitig kam es zu Forschungsaktivitäten bezüglich des gewohnten Unterrichts- beziehungsweise Tagesrhythmus. Durch das kreative Wirken im Zusammenhang mit ästhetischen Erfahrungsprozessen in nächtlicher Forschung bewegte die Künstlerin die Teilnehmenden zu Umdenkprozessen, ließ dabei die negativen Auswirkungen des Lichts nachvollziehen. Im Gegensatz zur heilenden Wirkung beispielsweise von Rotlicht hemmt Licht in der Schlafphase des Menschen die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das wiederum das Wachstum von Krebszellen fördert.

1. Projektzyklus "Story of Lights"

In der ersten Phase verfolgte die Künstlerin im Zeitraum vom 16. bis 19. Dezember 2013 in der Erfurter Huttenschule unter dem Arbeitstitel "Sind die Lichter angezündet, hell erLEUCHTet jeder RAUM" einen konkreten Forschungsansatz, indem sie sich während der Vorweihnachtszeit mit den 20 Projektteilnehmenden am Abend in das beleuchtete Erfurter Stadtgebiet begab, um dort Situationen besonderer Illuminierung innerhalb der bestehenden Straßenbeleuchtung wahrzunehmen. Dazu zählte auch die Erforschung der städtischen Beleuchtung in Wohnsiedlungen verschiedener Architekturen (Mehr- und Einfamilienhäuser, Plattenbauten mit Balkonfassaden, auch Vorgartensituationen und Fensterlichter). Fotografisch und filmisch wurde der "festliche Lichterwahn" dokumentiert und der Erfurter Weihnachtsmarkt mit monumental angestrahlter Domkulisse künstlerisch weiterverarbeitet. Während der vier aufeinanderfolgenden Projekttage bewegten sich die Schülerinnen und Schüler zum ästhetischen Forschen – also zum Fotografieren, Filmen, Notieren, Auffangen von Geräuschen und Festhalten typischer Ensembles des "Beleuchtungswahns" im Advent – bewusst zu anderen Orten außerhalb der Schule. Dadurch wurden subjektive Erlebnisse als persönliche rezeptive Erfahrungen für die künstlerische Produktion wieder an die Schule als neues, weiterzuentwickelndes Potenzial transportiert.

Die Projektteilnehmenden legten selbstbestimmt den Beobachtungsfundus für "The Story of Lights" fest, der reale Filmsequenzen, Schattenspiel, Geräuschkulissen, Stop-Motion-Abläufe enthalten sollte. Dazu arbeiteten die Achtklässler neben der Künstlerin mit Till Krücken, Studierender der Visuellen Kommunikation (Bauhaus-Universität Weimar), zusammen. Technisches Equipment, zu dem Fotoapparate, Kameras, Spezialobjektive, Stative sowie eine Trickbox gehörten, stellten die Künstlerin und der Verein Junge Medien zur Verfügung. Im Projekt konnte eine optimale Betreuung durch die Künstler, die Studierenden und die begleitende Klassenlehrerin (auch ausgebildete Spielleiterin und Musikpädagogin) gewährleistet werden. Vier Gruppen agierten zur Erarbeitung der einzelnen Filmsequenzen, die nach gemeinsam abgestimmtem Storyboard eine "Story of Lights" ergab. Eine Gruppe beschäftigte sich im Darstellenden Spiel mit der real wirkenden Nachahmung eines gestörten Schlafrhythmus, eine weitere inszenierte mittels des Schattenspiels den Verlust des Sternenhimmels durch den erhellten Nachthimmel. Die dritte Gruppe animierte Tricksequenzen, in denen die negativen Folgen künstlichen Lichts für die Insekten- und Vogelwelt visualisiert wurden. Die vierte Gruppe stattete die bewegten Bilder mit passenden Geräuschen auditiv wahrnehmbar aus. Darunter waren übersteigerte akustische Lichtquellen wie beispielsweise flackernde Neonröhren, das Klacken von Lichtschaltern oder die Stille nach dem knisternden Kurzschlussgeräusch.

Die Jugendlichen begaben sich dabei auf individuell forschende Wege über verschiedene Interessenwahrnehmungen bezüglich multimedialer, interaktiver Annäherung an einen Gegenstand bis hin zum daraus resultierenden gemeinsamen Kunstwerk. Daraus entwickelte sich zum einen ein hinterfragendes Urteilsvermögen, aber auch ein neues Kunstverständnis, das über den bloßen Gestaltungswert hinausgeht. Das Projekt verfolgten viele Mitschülerinnen und Mitschüler, Eltern und Verwandte über einen Internetblog. Der überzeugende Film wurde abschließend in der Schule vor anderen Klassen aufgeführt.

2. Projektzyklus "Nachthell"

Innerhalb des zweiten Projektzyklus bauten 24 Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse der KGS Am Schwemmbach Erfurt unter künstlerischer Anleitung von Rosmarie Weinlich ein weiteres Forschungsfeld um das Thema Lichtverschmutzung auf. Das Vorhaben im Format eines viertägigen Tag-Nacht-Workshops bezog sich auf Untersuchungen im städtischen Raum. Fünf Schülergruppen wurden mit digitalen Medien, wie Fotoapparaten, Handys und Filmkameras, ausgestattet, um die verschiedenen Beleuchtungssituationen, wie die Werbebeleuchtung der Innenstadt, Wohnhäuser und Straßenbeleuchtung im Randgebiet, die Hochhaussiedlung im Norden und die Lichtglocke über der Stadt Erfurt festzuhalten.

Auch hier gab die Künstlerin Impulse und lieferte künstlerisch-methodische Angebote zu experimentellen, recherchierenden und anderen ästhetisch-erforschenden und reflektierenden Verfahren. Die Künstlerin öffnete damit wiederum allen beteiligten Jugendlichen einen Prozess künstlerischer Aktivitäten und dabei auch freier künstlerischer Entscheidungen. Recherchierte Kenntnisse um die Lichtverschmutzung wurden durch das Sammeln eigener regionsbezogener Erfahrungen bereichert und bestätigt. Innerhalb der vier Tage schufen die Schülerinnen und Schüler tagsüber Installationsobjekte und experimentierten nachts mit Fotoapparat und Filmkamera. Entstanden ist eine Sammlung individueller Videos, Bildmaterialien und Aufnahmen von Überreizungen, die den Umgang mit Licht in der Nacht an unterschiedlichen Orten Erfurts erfassen.

Prozessbegleitend diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Installationskonzept und einigten sich schließlich darauf, das Medienmaterial auf eine Art "Planetensystem" zu projizieren. Sie setzten sich – wohlgemerkt erstmalig – mit dem Begriff Installation auseinander. Riesige weiße Kugeln wurden dazu im Großraumatelier der Erfurter Künstlerwerkstätten aus mit Pappmaché umkleideten Ballons gestaltet, die schließlich in einem Raum in der Schule zu einer Art akkumuliertem medialen Universum zusammengefügt wurden. Projektionen aus Endlosschleifen visueller Eindrücke der illuminierten Nacht auf diese Kugeln ergaben eine beeindruckende, jedoch kritische Sicht auf die menschengemachte, flächendeckende und zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Und nicht nur den Teilnehmenden des Projekts wurde damit die ganz persönliche, selbstverständliche tägliche Lichtverschwendung über künstlerisches Agieren deutlich. Auch die Besucherinnen und Besucher der Rauminstallation zum "Tag der offenen Tür" der KGS Erfurt übernahmen dieses Bewusstsein teilweise in ihre Alltagsgewohnheiten. Parallel zum Projektgeschehen entstand – ähnlich wie beim Vorgängerprojekt – ein Internetauftritt, der den voranschreitenden Prozess dokumentierte und immer noch den interaktiven Austausch ermöglicht.4

Projekt "Nachthell"
Foto: Rosmarie Weinlich

3. Projektzyklus "Zeltstadt"

Eine 10. Klasse der Novalisschule in Bad Tennstedt beschäftigte sich ebenfalls eine Woche lang mit der Umweltproblematik auf ästhetisch-forschendem Wege. Hier wurde die Idee einer "Zeltstadt" nach einem methoden- und inhaltsvermittelndem Einstiegstag im ländlichen Raum umgesetzt. Dabei ging die Künstlerin auch auf die Projektinhalte und künstlerischen Resultate der beiden vorangegangenen Projektzyklen ein. Der Reiz des bisher letzten Projektdurchgangs lag wiederum in der für drei Tage angelegten astronomisch und ökologisch orientierten "Outdoor-Forschung". Dazu erkundeten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit der projektbegleitenden Lehrerin und der Künstlerin die nähere Umgebung der Schule nach einem geeigneten Forschungsort, an dem möglichst keine künstlichen Lichtquellen vorhanden waren. Die Beteiligten entschieden sich für den wenige Kilometer entfernten Ballhäuser Sportplatz, an den ein Biotop mit Wildgehege und Teich angrenzt. Dort campierten die Jugendlichen umgeben von absoluter Dunkelheit in Zelten, um in Gruppen die unterschiedlichsten Auswirkungen menschenverursachten Lichtsmogs auch hier zu untersuchen. Die Gruppenbildung ergab sich aus den eigens im Rechercheprozess entwickelten Forschungsfragen und Interessengebieten. Die Schülerinnen und Schüler fanden sich in Teams mit ähnlichen Forschungsanliegen zusammen.

Insgesamt wurden fünf Themenfelder erforscht:

  1. Die Straßenbeleuchtung auf angrenzenden Zufahrtswegen und in unmittelbarer Ortsrandlage
  2. die Beeinflussung von Mensch und Tier durch natürliches und künstliches Licht
  3. das Insektenverhalten durch Lichteinwirkung
  4. das Schlafverhalten sowie die dazugehörigen Stoffwechselvorgänge im Zusammenhang mit künstlichem Licht
  5. die Untersuchung des Nachthimmels über größeren Siedlungen beziehungsweise Städten in der Umgebung

Dazu liefen unter Nutzung entsprechender Materialien wie Forscherbeutel mit Lupenglas, Taschenlampe, Luxmeter, Skizzenbuch sowie LED, Leuchtstoffröhren, Baustrahler, Insektenlampe, Spezialkameras Gemeinschafts-, Gruppen- und Einzelexperimente ab. Die Projektbeteiligten nahmen die Umgebung bei Tageslicht, in der Dunkelheit und unter Einwirkung künstlichen Lichts wahr. Sie skizzierten bei Dunkelheit, ergründeten dabei auch Anpassungsvorgänge des Auges und testeten diesbezüglich ihre Wahrnehmung. Darüber hinaus erforschten sie das Verhalten von Insekten, Fischen und Vögeln in der Dunkelheit und führten vergleichende Tests mit unterschiedlichen Beleuchtungsquellen durch. Sie schufen eine beleuchtete Allee auf einem kleinen Weg mitten im Biotop, indem sie sich Straßenlaternen gleich mit Taschenlampen formierten und dabei die immense Lichtausbreitung selbst kleiner Lichtquellen feststellten. Zeitgleich wurden die Ergebnisse fotografisch festgehalten. Die ästhetischen Versuchsreihen wurden durch das Entwickeln von Luminogrammen/Lichtmalereien im Dunkeln ergänzt.

Projekt "Zeltstadt"
Foto: Rosmarie Weinlich

Höhepunkt des Projekts bildete das Abschlussexperiment: In sich steigernden Beleuchtungsstufen, beginnend mit der absoluten Dunkelheit über die Beleuchtungsintensität von Feuerstellen, gefolgt von Tests mit kleineren Lampen bis hin zu inszenierten Illuminationen, nahmen die Schülerinnen und Schüler die Umgebung ihrer kleinen Zeltsiedlung mit allen Sinnen wahr und hielten ihre Feststellungen auf Reflexionsplakaten fest. Am Abschlusstag wurden die Ergebnisse in der Schule innerhalb eines Foto- und Materialparcours präsentiert, den sowohl Eltern, Lehrkräfte als auch die Teilnehmenden selbst durchschreiten konnten.

Das Projekt wurde öffentlichkeitswirksam begleitet. So wurde zu jedem Projektdurchgang mit Hilfe Uta Schunk und Dorothee Bucher, Kulturagentinnen der beiden beteiligten Kulturagentenschulen, über Prozesse und Zwischenergebnisse in der regionalen Presse ausführlich berichtet. Internetauftritte der beteiligten Einrichtungen (KGS, Huttenschule Erfurt) und Veröffentlichungen auf der Homepage der Künstlerin ergänzten die öffentliche Präsenz der Projektgeschehnisse. Inhaltliche und visualisierende Projektmaterialien, Filmsequenzen, dokumentierende Bilder können dort nach wie vor eingesehen werden.5 Außerdem erfolgten in den Schulen Präsentationstage und Ausstellungen zum jeweils gegenwärtigen Stand der Projektarbeit. Für das Projekt "Zeltstadt" interessierte sich auch ein Radiosender, der in Vorbereitung eines Kurzbeitrags ein Interview mit den Konzeptverantwortlichen führte. Thüringenweit erschien ein großes Interview über die forschungsästhetische Arbeit der Künstlerin in Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Bad Tennstadt in der Dezemberausgabe 2014 des Magazins "TOP THÜRINGEN".

Fazit

Der Einstieg in die Beschäftigung mit dem Thema Lichtverschmutzung zeigte, dass trotz einer Vielzahl an Forschungsergebnissen und gemeinschaftlichen Aktivitäten, die die Kontaminierung unseres Planeten mit Licht nachweisen, die beteiligte Schülerschaft geringe Vorkenntnisse hatte. Es handelt sich jedoch um ein Forschungsfeld, das nach wie vor am Anfang steht. Außerdem ist das künstlerische Beteiligungsfeld noch lange nicht erschöpft. Daraus entwickelte Weinlich ein Bedürfnis und die Legitimation, sich als Künstlerin in Schülergruppen unterschiedlicher Altersstufen zu begeben, um mit ihnen Alltägliches, Banales, Selbstverständliches aufzudecken, dabei auch Neues zu erfahren und Grenzwertiges wahrzunehmen. Sie erwirkte in konzeptueller Zusammenarbeit mit der Kulturagentin einen Projektzyklus, der über ästhetische Qualitäten ein ernst zu nehmendes Problem veranschaulicht und verinnerlicht, das stetig mehr und mehr von Menschenhand gemachte Ausmaße erreicht.

Die Projektereignisse sind ebenso Beleg dafür, dass Künstlerinnen und Künstler durch die Teilhabe junger Menschen an künstlerisch-ästhetischen Aktivitäten diese auch für die Kunst und besonders aktuelle Kunstformen begeistern können. Der Künstlerin war es besonders wichtig, über die gewonnenen ästhetischen Erfahrungen der Jugendlichen hinaus, mit eigenen kreativen Resultaten und ausgelösten Debatten zu zeigen, dass im Sinne eines offenen, erweiterten Kunstbegriffes jedem die demokratische, verantwortungsbewusste und damit nachhaltige Mitgestaltung von Umwelt und persönlichem Umfeld obliegt. Sie hat in den Projektphasen Forschungsprozesse belebt, wo sonst nicht authentisch geforscht, sondern oftmals eher konsumiert wird. Die Gestaltungsabläufe und Erfahrungsangebote brachten ein neues Verständnis von Kunst bei den Schülerinnen und Schülern, aber auch bei den projektbegleitenden Lehrerinnen hervor. Die Schülerinnen und Schüler sowie ihre begleitenden Lehrerinnen haben sich mit dem Projekt auf ein interdisziplinäres Vorgehen eingelassen, das Biologie, Medizin, Naturphilosophie, Mediennutzung und künstlerisch-praktische Gestaltung gleichermaßen berücksichtigte. Innerhalb der Präsentationen haben dies auch rezipierende Mitschülerinnen und Mitschüler, pädagogisches Personal, Eltern und weitere Besucherinnen und Besucher durch die ansprechenden und überzeugenden Resultate wahrnehmen können.

1 www.rosmarieweinlich.de/ [4.12.2014].

2 Der Begriff Lichtverschmutzung bezeichnet die menschengemachte, flächendeckende und zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen beispielsweise durch Straßenlaternen, Hausbeleuchtungen und Leuchtreklamen. Das Licht, welches in die Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut wird, lässt nicht nur den Sternenhimmel verschwinden, sondern hat direkten Einfluss auf die irdische Flora und Fauna.

3 "Ex Thuringia lux" steht auf dem Gedenkstein Luthers in Erfurt-Stotternheim, der sich nach einem Blitzeinschlag entschied, Mönch zu werden.

4 www.facebook.com/nachthell [4.12.2014].

5 de-de.facebook.com/pages/The-Story-of-Lights/1392222257693205 und www.facebook.com/nachthell [4.12.2014].