Yvonne Fietz
Potenziale der Stadtteile - Bilanz von conecco
Yvonne Fietz

Potenziale der Stadtteile - Bilanz von conecco

conecco UG – Management städtischer Kultur: Kooperationspartner im Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“

Durch das Modellprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen" konnten in Hamburg viele Schülerinnen und Schüler für Kultur begeistert, diverse Kooperationen zwischen Schulen und Kultureinrichtungen auf den Weg gebracht und erste nachhaltige Strukturen für eine kulturelle Schulentwicklung in Stadtteilschulen gebildet werden. Kunst und Kultur sind jetzt im Schulalltag nicht mehr wegzudenken und bieten bessere Rahmenbedingungen für die künstlerischen Produktionen und Präsentationen der Schülerinnen und Schüler – ein essenzieller Faktor für mehr Bildungschancen für alle in einer internationalen Stadtgesellschaft.

Als Ausgründung aus dem Dachverband für lokale Kultur und kulturelle Bildung STADTKULTUR HAMBURG verfügt conecco UG – Management städtischer Kultur über das Alleinstellungsmerkmal gebündelter Kompetenz und Erfahrung auf der Schnittstelle von Schul-Kultur-Kooperation. In Ergänzung zu dem Interessen vertretenden Ansatz eines Dachverbands basiert die Arbeit von conecco auf Methoden und Strategien des klassischen Projektmanagements und auf der Prämisse, dass jedwede auf Nachhaltigkeit angelegte Kooperation Organisations- beziehungsweise Personalentwicklungsprozesse beinhalten sollte. Alle Prozesse sind an partizipatorisch erarbeiteten Zielsetzungen und Qualitätskriterien orientiert und werden kontinuierlich evaluiert und ausgewertet.

conecco UG – Management städtischer Kultur wurde 2010 von der geschäftsführenden Gesellschafterin Yvonne Fietz und dem gemeinnützigen Verband STADTKULTUR HAMBURG e. V. gegründet. Die Unternehmergesellschaft ist auf das Schaffen guter Entfaltungsbedingungen für die Effekte von Kunst und Kultur in den unterschiedlichsten Bereichen spezialisiert. Der wichtigste Arbeitsbereich von conecco ist die Umsetzung und Prozessbegleitung der Kooperation von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturorganisationen mit Schulen.

Auf Grundlage der Erfahrungen in der Begleitung von Kulturorganisationen sowie Künstlerinnen und Künstlern bei der Kooperation mit Schulen sowie der Umsetzung eigener Schul-Kultur-Kooperationsprojekte bringt conecco Strategien aus der Organisationsentwicklung und der Kunst zusammen und entwickelt passgenaue Qualifizierungsformate. conecco hat eine Projektmanagementstruktur entwickelt, in die im Laufe der Jahre durch Evaluation und Qualitätsentwicklung eine Vielzahl von Gelingensbedingungen implementiert werden konnte. Diese komplexe Projektmanagementstruktur in Verbindung mit einer konsequenten Ziel- und Qualitätsorientierung diente als Matrix für die Umsetzung des Modellprogramms "Kulturagenten für kreative Schulen" in Hamburg.

Das Kulturagentenprogramm fiel in Hamburg auf einen gut vorbereiteten Boden: Politik und Verwaltung haben durch die Pilotschulen Kultur, die im Rahmen der Modellregion Kinder- und Jugendkultur eine Impulsförderung erhielten, den Stellenwert von Kulturkooperation von Schulen für mehr Bildungschancen erkannt. Immer mehr Schulen haben gesehen, welche Qualitäten und Potenziale eine Integration von Kultur in den schulischen Alltag mit sich bringt und viele Kulturorganisationen und Kunstschaffende haben zahlreiche Erfahrungen mit Schulkooperation machen können.

Die Motivation von conecco für die Umsetzung des Modellprogramms "Kulturagenten für kreative Schulen" in Hamburg bestand darin, die langjährigen Erfahrungen und das professionelle Know-how auf Landesebene einzubringen, um damit der Hamburger Kultur- und Bildungslandschaft nachhaltige Impulse zur Etablierung von Kunst und Kultur als essentiellen Bestandteil des schulischen Bildungsbegriffs zu verschaffen. Im Rahmen der Umsetzung des Programms konnte die Projektmanagementstruktur weiterentwickelt, der Ziel- und Qualitätsrahmen weiter differenziert werden. Darüber hinaus verfolgte conecco das Ziel, den 2010 in Hamburg neu eingeführten Schultyp "Stadtteilschule" bei der Entwicklung von Kulturprofilen zu unterstützen, Kooperationen mit Kulturinstitutionen sowie Künstlerinnen und Künstlern auszubauen und die Öffnung in den Stadtteil zu fördern. Eine Herzensangelegenheit ist es, insbesondere der internationalen Schülerschaft bestmögliche Bildungschancen durch eine selbstverständlich in den Schulalltag integrierte Kunst und Kultur zu eröffnen.

Die Leitung des Landesbüros durch conecco ist insbesondere dadurch geprägt, dass conecco seine Wurzeln im Kulturbereich hat und darüber hinaus viele Erfahrungen mit der Vernetzung mit dem Stadtteil und der Stadt mitbringt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich im Laufe der Zeit immer stärker eine Vision von Hamburger "Schulen als Kulturinstitutionen (im Stadtteil)" abzeichnete. Gerade in Hamburger Stadtteilen mit nur geringer kultureller Infrastruktur wachsen den Stadtteilschulen als lokalen Kultur- und Bildungsorten unter dem Aspekt des ganztätigen Lernens sehr spezifische Aufgaben zu, die weit über das traditionelle Verständnis der Schule als im Gesetz verankerte Bildungsinstitution (Stichwort: gesetzliche Schulpflicht) hinausgehen.

Gemäß den Ergebnissen der Potenzialstudie "Hoch hinaus"1 vertritt conecco die Ansicht, dass vor allem in Stadtteilen mit internationaler Schülerschaft die Qualität und das Profil der am Projekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowie der Kulturorganisationen besonders ausgereift und professionell sein müssen, um bestmögliche Effekte bei den Schülerinnen und Schülern zu erreichen. Durch die internationale Hamburger Schülerschaft (48 Prozent der unter 18-Jährigen weisen einen Migrationshintergrund auf und erreicht damit die bundesweit höchste Quote) treffen sehr unterschiedliche Vorstellungen aufeinander – davon, was Kultur sein könnte und was vielleicht nicht –, die sich erst in einem kreativen und künstlerischen Prozess zu einem gemeinsamen Kulturbegriff formen können. Eine gemeinschaftlich gestaltete Kultur schafft gesellschaftliche Bindekräfte, bildet Gemeinschaften in der Schule, im Stadtteil und in der Stadt.

Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Kultur zum selbstverständlichen Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen werden kann, hat daher in allen beteiligten Schulen zum intensiven Nachdenken und Forschen über einen Kulturbegriff geführt. Interessanterweise zeichnete sich im Laufe der Jahre immer deutlicher ein erweiterter Kulturbegriff mit diversitätsoffener und Prozess-Orientierung ab, der auch in den innovativen und konzeptionell anspruchsvollen Hamburger Kunstgeldprojekten seinen künstlerischen Ausdruck fand. Als hansestädtische Großstadt mit internationaler Stadtgesellschaft ist dies als ein Modellfall zu betrachten, den es weiter zu verfolgen, wenn nicht zu beforschen gilt.

Immer wieder neu mit unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern, Kulturorganisationen sowie mit kulturoffenen Schulen Räume zu schaffen, in denen "jeder Mensch ein Künstler" ist und Kunst zum gemeinsamen Nenner einer internationalen Stadtgesellschaft wird – das ist der Grund, warum conecco sich mit Freude und Engagement am Modellprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen" beteiligt hat und warum die Unternehmergesellschaft mit viel Energie und Ideen gerne auch das Transferprogramm gestalten würde.

1 Vgl. Keuchel, Susanne; Aescht, Petra: Zentrum für Kulturforschung: Hoch Hinaus. Potenzialstudie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten, Kurzfassung Mai 2007, online: www.pwc.de/de/engagement/assets/PwC_Stiftung_Potenzialstudie_2007.pdf [11.05.2015].